Mülheim.
Das größte Sorgenkind unter den Bauwerken der Stadt bleibt die Thyssenbrücke über die Bahnlinien Richtung Styrum. Die Brücke ist so marode, dass das Tiefbauamt sie bereits vor gut einem Jahr für Fahrzeuge über 7,5 Tonnen gesperrt hat. Trotzdem passierten Tag für Tag Schwerlasten die Strecke.
Alle Appelle und Mahnungen zeigten auch ein Jahr nach der Sperrung keinen Erfolg, so Stadtsprecher Volker Wiebels. Im Gegenteil: Vermehrt wurden Lkw auf der Brücke beobachtet. Jetzt wurde eine Barriere eingebaut.
Gleitwand als Abgrenzung
Um die Überquerung zu unterbinden, wurde in Abstimmung mit der Polizei, der Straßenverkehrsbehörde sowie der MVG eine Höhenbegrenzung von 2,80 Metern im Bereich des Straßenbereiches installiert und gleichzeitig eine Gleitwand als Abgrenzung zur Straßenbahntrasse eingerichtet. „Diese Maßnahmen sind erforderlich, um die Verkehrseinschränkungen sicherzustellen und so die nötige Lebensdauer der Brücke zu verlängern“, erläutert Wiebels. Zugleich teilt das Tiefbauamt mit, dass sich der Zustand der Brücke nicht verschlechtert habe.
1909 ist die Brücke errichtet worden und war damals für 24 Tonnen ausgelegt. Doch heute wiegt allein schon jede Straßenbahn, die sie quert, 45 Tonnen, und davon rattern am Tag 130 Fahrzeuge über die Strecke. Zwei Mal jährlich werde jede Brücke in der Stadt kontrolliert und nach einer Art Notensystem bewertet, berichtet Horst Chluba, Abteilungsleiter Brücken und Ingenieurbauwerke. Schlechter als die Thyssenbrücke schneidet keine andere ab, viele der 250 Bauwerke bekommen mittlere Noten: „Wir werden in den nächsten Jahren an vielen Stellen etwas tun müssen, um die Dauerhaftigkeit der Brücken zu sichern“, sagt Chluba. 700 000 Euro stehen ihm im Jahresetat zur Verfügung, „ich könnte das Doppelte gebrauchen.“
Fahrbahn und Dichtungen sind zu erneuern
Im nächsten Jahr etwa muss eine weitere große Brückensanierung durchgeführt werden, an der Mendener Brücke: Fahrbahn und Dichtungen sind zu erneuern. Preis: rund 800 000 Euro.
Das ist nichts zu dem, was die komplette Erneuerung der Thyssenbrücke kosten wird, die zudem dann auch um 30 auf 85 Meter verlängert wird. 14 Millionen Euro sind für das Bauwerk veranschlagt, vier Millionen trägt die Stadt, den Rest zahlt das Land. Im nächsten Jahr könnte mit der Ausführungsplanung, ein Jahr später mit dem eigentlichen Bau begonnen werden, sagt Chluba. Rund anderthalb Jahre wird die Bauzeit betragen. Erst danach wird die jetzige Brücke, die einst der Eisenbahn gehörte und per Gesetz an die Stadt überging, abgerissen. Für die Kommune war es ein schlechtes Erbe.