Mülheim.

Das Hauptthema in Broich? Da müssen weder Bezirksbürgermeister Gerhard Allzeit noch Hans A. Wunder, der Vorsitzende der Broicher Interessengemeinschaft (BIG), lange überlegen: Der Verkehr, da sind sich beide unabhängig von einander einig, treibt die Menschen im Stadtteil um – und damit meinen sie den fließenden wie den ruhenden.

Seit gefühlten Ewigkeiten ist es ein Wunsch der Broicher, regelmäßig wird es wieder neu diskutiert und regelmäßig von der Stadt abgelehnt: das Linksabbiegen von der Prinzeß-Luise- auf die Duisburger Straße. An die letzte Anfrage in der für die linke Ruhrseite zuständigen Bezirksvertretung (BV3) kann sich Gerhard Allzeit gut erinnern. Dort wurde die Gleisführung der Straßenbahnlinie 102 als Hauptgrund für die Ablehnung genannt. Linksabbieger würden sich eine Spur mit der Tram teilen und sie wohl blockieren. Dies, zitiert Gerhard Allzeit die städtischen Verkehrsplaner, „würde dem Beschleunigungsprogramm der Bahn entgegenstehen“. Eine entsprechende Veränderung der Ampelphasen sei nicht möglich. Hans A. Wunder fasst dies sarkastisch zusammen: „Wir fliegen zum Mond, aber in Broich können wir nicht links abbiegen.“ Für beide ist das letzte Wort zu dem Thema aber noch nicht gesprochen. Gerhard Allzeit ist gar überzeugt: „Wenn die Fachhochschule erst da ist, wird das kommen.“

Händler sollen profitieren

Damit ist man beim zweiten Broicher Thema: dem durch die gerade im Bau befindliche Hochschule Ruhr West (HRW) entstehenden Verkehr. „Die Anwohner fürchten mehr Quellverkehr in den Nebenstraßen“, sagt Gerhard Allzeit. In Gesprächen hat er erfahren, dass der bereits groß sei: Wolle man von der Prinzeß-Luise-Straße auf die Duisburger gen Speldorf, müsse man eben Seitenstraßen befahren. Zudem seien laut Mitgliedern der BIG durch die Baustelle auf der Duisburger Straße mehrere Straßen zur Sackgasse geworden.

Die Interessengemeinschaft sorgt sich zudem um die Parkplatzsituation in diesem Bereich. „Unserer Meinung nach gibt es in den Spielstraßen noch Möglichkeiten, die Zahl der Parkplätze zu erweitern, um den Parkdruck wegzukriegen“, sagt Hans A. Wunder.

Stellplätze sind für die BIG auch im Bereich der Broicher Mitte ein Thema. Dortige Taxistände möchten deren Mitglieder von der Prinzeß-Luise- zur Bülowstraße verlegen, um Kurzzeitparkplätze zu schaffen. Die umliegenden Händler, ist man überzeugt, würden davon profitieren. Doch der Vorschlag überzeugt den Bezirksbürgermeister bisher nicht. Vor den Sommerferien trafen sich die Vertreter der BV3 dort zum Ortstermin. „Ich habe Bedenken“, sagt Allzeit. In der nächsten BV-Sitzung wird es wohl abermals auf der Tagesordnung stehen.

Hochschule bringt positive Impulse

Aktuell sorgt die Baustelle auf der Duisburger Straße für Sackgassen im Stadtteil. Auf lange Sicht versprechen sich Broicher Interessengemeinschaft (BIG) und Bezirksbürgermeister Gerhard Allzeit jedoch positive Impulse – vom Straßenausbau, doch vor allem auch von der entstehenden Hochschule Ruhr West (HRW).

Schon jetzt, sagt BIG-Vorsitzender Hans A. Wunder, könne man die ersten Auswirkungen sehen und verweist auf bereits sanierte oder noch eingerüstete Fassaden entlang der Duisburger Straße. „Einiges ist schon passiert“, sagt Wunder. Doch er ist sicher: „Da wird noch mehr kommen, wenn der Ausbau erst fertig und die Bauarbeiten vorbei sind.“ Während der Straßenarbeiten sei eine solche Sanierung eben nicht sinnvoll. Die Broicher, ist Hans A. Wunder überzeugt, „werden auf den fahrenden Zug aufspringen.“

Info

Verkehr, Parkplätze, Hochschule Ruhr West (HRW) – diese und andere Themen, die Broichern auf dem Herzen liegen und auf den Nägeln bringen, möchten wir mit WAZ-Lesern persönlich besprechen.

Das WAZ-Lesercafé macht am heutigen Mittwoch, 28. August, in Broich Station. Von 17 bis 18 Uhr steht WAZ-Redakteurin Andrea Müller im Café „Mölmsche Leckereien“, Schloßberg 19, zum Gespräch bereit

„Synergieeffekte“ versprechen sich Bezirksbürgermeister wie Werbegemeinschaft auch von der Hochschule Ruhr West (HRW). „Das wird sehr positiv gesehen“, weiß Gerhard Allzeit aus Gesprächen. „Von allen durch die Bank weg.“ Auch die Händler im Stadtteil setzten auf eine Belebung durch die Studierenden, weiß Hans A. Wunder. „Dass sie sich davon viel versprechen, ist natürlich selbstverständlich.“