Mülheim. .
Mittelalterlich ging es am Wochenende wieder im Schloß Broich zu. Bereits zum zwölften Mal präsentierte sich das Burgfolk-Festival, die folkloristische Schwesterveranstaltung zum Castle Rock. Und wie es sich für solch ein Fest gehört, kamen viele der Besucher stilecht in mittelalterlichen Kostümen. Frauen in Kleidern, Männer in Kutten oder Schottenröcken – und möglichst viel Schwarz muss sein. Die Getränke wurden hier und da nicht aus Plastikbechern, sondern aus Trinkhörnern gereicht. Das Schloß-Ambiente machte für viele Besucher die Atmosphäre zusätzlich perfekt.
Eingeleitet wurde das Festival bereits am Donnerstag. Bei der Vorab-Party auf der „Schwarzen Flotte“ konnten sich Fans der dunklen Musik schon mal auf das Wochenende einstimmen. Freitag und Samstag ging es dann im Schloß Broich zur Sache. Highlights in diesem Jahr waren Bands wie „Faun“, „Alestorm“ aus Schottland oder „Tanzwut“, die dem Publikum mit Dudelsäcken einheizten. Aber auch unbekannte Bands bekommen beim Burgfolk ihre Chance. Oliver aus Monheim hat dadurch schon einige Bands für sich entdeckt, die er sonst wahrscheinlich nie zu hören bekommen hätte. „In Mülheim treten eher die Insidertipps der Szene auf und nicht die Superstars“, meint der erfahrene Festivalgänger, der bereits das zehnte Mal in Mülheim mit dabei ist. Was aber auch gut sei, denn „so hört und sieht man auch mal etwas anderes. Unbekannte Bands, die man nicht kennt, lernt man eben in Mülheim kennen“.
Eine Flucht aus dem Alltag
Andere Besucher hingegen schätzen vor allem das Ambiente des Festivals. Klein, gemütlich, beschaulich. Viele Kinder mit bunten Ohrschützern toben über den Hof, selbst Kinderwagen stehen an jeder Ecke. „Ich finde es schön, dass es so klein ist“, meint Kerstin aus Mülheim. „Man kann alles sehen, egal wo man steht, und die Leute sind alle total entspannt – sehr familiär.“ Und friedlich. Überall stehen lachende Gruppen zusammen, essen, trinken und tanzen zu den keltischen Klängen. Für viele Besucher ist das Festival eine Flucht aus dem Alltag. Wie für das „Burgfräulein“ Tamara. Die 25-jährige Optikerin ist mit Mutter und Schwester extra aus Bremen angereist, um mit Gleichgesinnten zu feiern, zu tanzen und zu quatschen.
Die wenigsten ihrer Kunden würden sie wohl so in ihrer mittelalterlichen Tracht erkennen. Der Fan aus Bremen ist bereits zum vierten Mal in Mülheim und erkennt viele Gesichter aus den Vorjahren wieder. „Das macht das Festival so besonders. Es ist überschaubar aber sehr herzlich – immer wieder einen Besuch wert!“
Kleiner Schwester vom Castle Rock
Bereits zum zwölften Mal ging die kleine Schwester von Castle Rock nun über die Bühne. Die musikalische Ausrichtung des Burgfolks ist eher mittelalterlich und folklastig und nicht ganz so rockig und düster, wie die Musik beim Castle Rock. „Trotzdem sind 50 Prozent der Besucher des Castle Rock auch beim Burgfolk dabei“, weiß Veranstalter Michael Bohnes vom Mülheimer Kulturbetrieb. Es ist einfach eine große Familie, die jedes Jahr im Schloss Broich aufeinander trifft. Die meisten kennen sich untereinander. Für Bohnes sind die beiden Veranstaltungen eine Herzensangelegenheit. Da er selbst großer Rockmusik-Fan ist, kann er hierbei sein Hobby mit dem Beruf verbinden. Und ähnlich wie beim Fußball gilt auch für Michael Bohnes „nach dem Festival ist vor dem Festival“. „Viele der Bands müssen lange im Voraus gebucht werden. Die Vorbereitungszeit für das Festival beläuft sich in der Regel auf das ganze Jahr.“