Mülheim.

Was haben Pantoffeln und Politiker gemeinsam? Am Ende scherzt Ulrike Flach, am Ende eines Tages, den der Mensch am liebsten anhalten möchte, um sich noch etwas länger im Bad des Lobes zu räkeln.

Ulrike Flach hatte so einen Tag, am dem sie mit rund 200 Gästen im Franky’s Abschied nahm von der Politik der Ämter – nach 40 Jahren in der FDP, nach 20 Jahren in Parteivorständen, nach 15 Jahren im Bundestag, zuletzt als Parlamentarische Staatssekretärin. 62 Jahre ist sie alt – und gerade die Männer betonen unisono an diesem Abend: „Das sieht man ihr nicht an.“

Also lässt das stressige Politikerleben doch nicht jeden übermäßig altern, wenn man die richtige Einstellung hat. Von Ulrike Flach bleibt hängen, dass sie viel und herzlich lächelt. Bei jedem Einstellungstest als Stewardess wäre sie allein deshalb genommen worden. Ihre heitere, spöttische Art empfanden viele durchaus im oft trockenen Polit-Alltag als Erfrischung. Wegbegleiter wie der FDP-Bezirksvorsitzende MdL Ralf Witzel beschreiben sie als Kämpfertyp mit dem Anspruch, „unbequem“ sein zu wollen. Da nickt sie.

Kritiker kommen nicht zu Wort

Umweltpolitikerin war sie, später Gesundheitspolitikerin, immer Haushaltspolitikerin, und stets hatte sie ein Faible für Technologie und Wissenschaft. Sie war daher auch stets eine Politikerin, wie Parteifreund Andreas Reichel betont, die „extrem gut erreichbar war“ – für alle.

Kritiker kommen an solchen Tagen nicht zu Wort, wohl aber werden Erinnerungen noch mal wach gerüttelt an schwierige, schlechte Zeiten, von denen es bei der FDP einige gab. Die „Achterbahnfahrt der Frau Flach“ schildert Reichel, erinnert an manchen bitteren Wahlabend. Ulrike Flach holte aber auch dann in Mülheim noch gute Ergebnisse, vielleicht deshalb, weil sie die Verbindung von Berlin in ihren Wahlkreis stets gehalten, sich für Mülheimer Belange eingesetzt hat, wie OB Dagmar Mühlenfeld hervorhebt. Zuletzt machte die FDP-Frau gleich zwei mal Geld locker für die Sanierung von Schloß Broich. Dafür gibt es Beifall.

Politiker sind am bequemsten, wenn sie abgetreten sind

Und dafür: Längst nicht jedem Politiker ist es vergönnt, dass sein Name ganz eng mit einem Gesetz verbunden ist, bei Ulrike Flach ist es ein Gesetz zur Präimplantationsdiagnostik. „Damit haben Tausende von Familien in Deutschland die Chance erhalten, ein gesundes Kind zu bekommen“, betont der Landesvorsitzende Christian Lindner.

Was folgt? Ulrike Flach hört auf, weil sie mehr Familienleben will. Sie hört auf, weil es jetzt am schönsten sei. Ein politisches Schweigegelübde wird es allerdings kaum geben.

Was haben Politiker und Pantoffeln gemeinsam? Sie sind am bequemsten, wenn sie abgetreten sind. Ulrike Flach kann darüber lachen.