Mülheim. . Bei der Jahrespressekonferenz im Hause Tengelmann nahm Unternehmenschef Haub auch Stellung zur Überschuldung seines Konkurrenten Praktiker. Wachstumsmotor der eigenen Kette Obi sei Russland. Ein Überblick über Standbeine (Kaiser’s Tengelmann, Obi, Kik, Beteiligungen an Netto und Tedi) und den Online-Handel des Mülheimer Unternehmens.

Es gibt Journalisten, für die ist die Jahrespressekonferenz im Hause Tengelmann seit Jahren nicht nur Pflichtveranstaltung, sondern ein Termin, den sie fett markieren in ihrem Terminkalender. Wissen sie doch, dass Unternehmenschef Karl-Erivan Haub Wort hält, wenn er die „etwas andere Pressekonferenz“ ankündigt. Haub redet Tacheles.

Am Donnerstag war es wieder so am Speldorfer Stammsitz des traditionsreichen Unternehmens. Es galt, unter dem aktuellen Eindruck der Überschuldung des Obi-Konkurrenten Praktiker Bilanz zu ziehen für das Jahr 2012.

Dem mit wehenden Fahnen untergegangen Konkurrenten attestierte Haub dabei eine verheerend kurzfristig angelegte Unternehmer-Denke. Sich den Umsatz-Kick alleine dadurch zu holen, eine Rabattaktion nach der anderen zu starten, das hatte Haub an gleicher Stelle schon vor einem Jahr prognostiziert, könne nicht gutgehen.

Modernisierung und Wachstum „mit Augenmaß“

Die Frage eines Journalisten, warum denn Tengelmann-Tochter Obi auf dem umkämpften Markt, der laut Haub um eine Bereinigung nicht herumkommt, bestehen könne, konterte der persönlich haftende Gesellschafter des Familienunternehmens mit selbstzufriedenem Lächeln: „Gehen sie doch mal rein!“

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Jedenfalls wurde am Donnerstag deutlich, dass Tengelmann sich mit solidem Wirtschaften auf den Weg in eine Zukunft macht und weiter machen will. Dabei sollen die Standbeine im stationären Handel (Kaiser’s Tengelmann, Obi, Kik, Beteiligungen an Netto und Tedi) durch Modernisierung und Wachstum „mit Augenmaß“ gestärkt werden. Gleichzeitig baut die Gruppe ihre eigenen Handelsaktivitäten und ihre Beteiligungen im Internet weiter aus.

„Müssen nicht erst die Bank fragen“

Der Umsatz legte im Vorjahr um 2,9 % auf 11,08 Mrd. Euro zu, bei „auskömmlich guter Ergebnisrendite“ (Haub). Wegen des schlechten Wetters in der ersten Jahreshälfte, auch durch erzwungene zeitweise Schließungen von Filialen während des Hochwassers, erwartet Tengelmann für 2013 nur ein abgeschwächtes Wachstum.

Insgesamt arbeiten für die Tengelmann-Gruppe in 18 Ländern 83.826 Mitarbeiter in 4346 Filialen und E-Shops, in Dienstleistungs-, Logistik- und Immobiliengesellschaften. Rund 1000 Mitarbeiter sind in der Speldorfer Zentrale beschäftigt.

Für Investitionen, das machte Haub am Donnerstag deutlich, „müssen wir nicht erst die Bank fragen“. Die Immobilienfinanzierung ausgenommen, sei das Unternehmen „nettoschuldenfrei“, bei stabiler Eigenkapitalquote von 37 %.

Kik: 3249 Filialen in acht Ländern 

Die Modekette Kik hat 2012 trotz Wetterkapriolen und schlechter Nachrichten im Zusammenhang mit den Produktionsbedingungen in Asien den Umsatz um 3,5 % auf 1,75 Mrd. Euro gesteigert. In acht Ländern betreibt Kik 3249 Filialen, zuletzt hat man sich nach Polen ausgebreitet. Seit dem Vorjahr läuft die Umstellung auf ein neues Ladenkonzept, das für mehr Einkaufsatmosphäre sorgen soll, zu entdecken seit März etwa schon an der Wissollstraße in Speldorf. Unternehmens-Chef Haub stellt dort seitdem „ein sehr hohes Umsatzwachstum“ fest. Bis 2017 sollen alle Filialen umgerüstet sein. Mit einem ausgewählten Sortiment ist „KiK24.de“ nun auch im Online-Handel aktiv.

Modernisierung der Supermärkte von Kaiser’s Tengelmann 

Die Supermärkte von Kaiser’s Tengelmann erwirtschafteten im Vorjahr einen stabilen Umsatz von 2,13 Mrd. Euro. 512 Filialen unterhält die Gruppe in den Kernregionen Berlin, München/Oberbayern und Nordrhein. Endlich soll in diesem Jahr auch die Modernisierungsoffensive stärker in heimischen Gefilden greifen. In „Nordrhein“ sollen 45 Filialen auf modernen Standard gebracht werden.

Auch für zwei Mülheimer Filialen, die im Rhein-Ruhr-Zentrum und die an der Steinkampstraße in Styrum, steht eine solche Umstellung auf das „Schwarz-Rot-Gold-Konzept“ noch aus. Die Planungen dafür laufen, schon in diesem Jahr könnte der Markt im RRZ drankommen.

Zalando, Baby-Markt.de und GartenXXL - Online-handel wächst stark 

Der verstärkte Einstieg der Tengelmann-Gruppe vor Jahren in das Online-Geschäft hat sich laut Karl-Eri­van Haub immer stärker als „Erfolgskonzept“ herausgestellt.

Mittlerweile ist die Tengelmann Ventures GmbH über 21 Minderheitsbeteiligungen an 30 Unternehmen beteiligt. Stark entwickeln sich weiterhin der Internet-Schuhhändler Zalando und Baby-Markt.de. Letztgenanntes Unternehmen verkauft online nun auch in Polen, den Niederlanden, Dänemark und Frankreich, in Duisburg hat gar ein erstes stationäres Geschäft eröffnet. Plus.de hat sage und schreibe 170.000 Artikel im Sortiment.

Ganz junge Pflanze ist seit April der Web-Shop GartenXXL.de. Zu letztgenannter Neugründung sagt Haub: „Ohne große Werbung werden wir schon in diesem Jahr einen Millionen-Umsatz machen.“ Der Trend, dass „Kunden nicht mehr zur Ware fahren, sondern die Ware zu den Kunden“, komme „einem großen Paradigmenwechsel“ gleich, der erhebliche Wachstumsschübe verspreche. 12 bis 15 % seien üblich am Markt, Tengelmann wachse hier noch stärker.

Obi - Enormes Potenzial in Russland 

43.778 Mitarbeiter, 585 Märkte, 13 Länder: Mit seiner Baumarktkette erzielte die Tengelmann-Gruppe im Vorjahr einen Umsatz von 6,87 Mrd. Euro (+2,9%). Kernmarkt ist mit 344 Filialen Deutschland, hier beansprucht Obi die Marktführerschaft. Wachstumsmotor sei mit 18 % Russland, so Haub. Man komme mit den Neueröffnungen dort gar nicht so schnell voran wie gewünscht. Insgesamt will Obi in diesem Jahr 15 neue Märkte eröffnen. Eine groß angelegte Übernahme von Märkten des insolventen Konkurrenten Praktiker ist laut Haub ausgeschlossen. Man wolle „mit Augenmerk“ wachsen. „Obi.de“ werde in der zweiten Jahreshälfte ein deutliches Zeichen setzen.

TREI Real Estate - Immobilien-Aktivität gebündelt 

Anfang vergangenen Jahres hat die Unternehmensgruppe Tengelmann ihre Immobilien-Aktivitäten in der TREI Real Estate gebündelt.

150 Immobilien aus Deutschland wurden in die neue Tochtergesellschaft eingebracht. So sind laut Tengelmann-Gesellschafter Karl-Eri­van Haub mittlerweile mehr als 500Einzelhandels-, Wohn- und Büroimmobilien mit einem jährlichen Mietvolumen von insgesamt rund 120 Mio. Euro unter einem Dach versammelt. Die Liegenschaften befinden sich in Deutschland, Polen, Tschechien, der Slowakei, Ungarn, Österreich und Portugal.

Auch in diesem Bereich will die Tengelmann-Gruppe solide wachsen. Ein Kernfokus der TREI Real Estate dabei liegt laut Haub unter anderem auf der Entwicklung sogenannter Vendo-Parks – Fachmarktzentren, bei denen wie am Heifeskamp in Dümpten Fachmärkte um einen großen Lebensmittel- beziehungsweise SB-Markt wie hierzulande Kaufland oder Real ansiedeln. In Tschechien und in der Slowakei hat TREI Real Estate bereits vier solcher Fachmarktzentren entwickelt und eröffnet.

Die Supermärkte von Kaiser’s Tengelmann erwirtschafteten im Vorjahr einen stabilen Umsatz von 2,13 Mrd. Euro. 512 Filialen unterhält die Gruppe in den Kernregionen Berlin, München/Oberbayern und Nordrhein. Endlich soll in diesem Jahr auch die Modernisierungsoffensive stärker in heimischen Gefilden greifen. In „Nordrhein“ sollen 45 Filialen auf modernen Standard gebracht werden. Auch für zwei Mülheimer Filialen, die im Rhein-Ruhr-Zentrum und die an der Steinkampstraße in Styrum, steht eine solche Umstellung auf das „Schwarz-Rot-Gold-Konzept“ noch aus. Die Planungen dafür laufen, schon in diesem Jahr könnte der Markt im RRZ drankommen.