Mülheim. .

Bereits zum vierten Mal gab es im Medienhaus wieder Literatur der etwas anderen Art. Mit der Veranstaltungsreihe „LiteraTouren“ wird eine gelungene Mischung aus Lesung, Slam-Poetry und Liedermacher-Kunst geboten, die sowohl zeitgemäße Präsentation als auch kulturellen Anspruch vereint.

„Schnöde Lesungen sind einfach nicht mehr so angesagt“, meint Veranstalter Zepp Oberpichler, der mit seiner Duisburg-Mülheimer Band „Oberpichler“ auch für den musikalischen Teil des Abends sorgt. Diese Erfahrung musste auch Medienhaus-Leiterin Claudia vom Felde machen. „Einfache Lesungen laufen nicht mehr gut. Es sei denn, es handelt sich um Bestseller-Autoren.“ Und so war auch sie vom Programm-Mix der Veranstaltung sofort angetan. Auf der Bühne standen dieses Mal Ursula Reckzügel, die ihren Debutroman „28 Dates“ vorstellte und Slam-Poet Axel Stiller.

Axel Stiller stand in Wacken auf der Bühne

Der Duisburger stand bereits beim großen Open Air Festival in Wacken auf der Bühne und bringt das Publikum mit seinen absurden Geschichten über das Leben und die Liebe zum Schmunzeln. So referiert er über Brillen, die heute modern sind, für die man früher jedoch verprügelt worden wäre oder Speisekarten, die mehr Fußnoten haben als Doktorarbeiten.

Autorin Ursula Reckbzügel las aus ihrem Roman, in dem in Form von E-Mail-Dialogen die frisch getrennte Protagonistin sich übers Internet wieder auf neue Dates einlässt. Ursprünglich wollte die 67-jährige Oberhausenerin über eine deutsch-asiatische Liebesbeziehung schreiben. Doch dann kam die Idee zu „28 Dates“, als immer mehr Bekannte aus ihrem Umfeld und auch Freunde der Tochter ihr Liebesglück im Internet suchten.

Michael Hüter war ein Highlight der Veranstaltung

„Da habe ich mich kurzerhand einfach selbst bei zwei Portalen angemeldet. Aus Recherchegründen natürlich – deshalb hatte mein Mann auch nichts dagegen“, lacht die ehemalige Verwaltungsangestellte. Im Gegensatz zu ihrer Romanfigur Anna hat sie sich zwar nicht mit ihren Chat-Partnern getroffen, die Dialoge in ihrem Buch basieren jedoch zum größten Teil auf den Original-Chats.

Ein weiteres Highlight der Veranstaltung war der bekannte Ruhrgebiet-Cartoonist Michael Hüter. Er fertigte während der Veranstaltungen Zeichnungen zu dem, was auf der Bühne und in den Geschichten passierte an. Um die 50 Bilder kamen am Abend zusammen. „Das Veranstaltungsformat hat mich gereizt. Und wenn ich Zeit habe, mache ich so etwas sehr gerne – es ist einfach mal etwas anderes“, erzählt der Berufszeichner und Zeitschriftenkarikaturist. Und dann noch für einen guten Zweck, denn der Erlös der Bilder kommt dem Mülheimer Hospiz zugute.