Mülheim. .

Die Tage von Theodor Riecken sind gezählt. Am 19. Juli ist Schluss. Denn der letzte Schultag vor den Sommerferien ist nicht nur der letzte Arbeitstag des Lehrers vor dem verdienten Ruhestand, sondern auch der letzte Unterrichtstag vor der Schließung der Ganztagshauptschule Speldorf. 1987 begann Riecken mit seiner Lehrtätigkeit an der Schule und erlebt in seinem letzten Jahr vor der Pension noch mit, wie seine Schule für immer ihre Türen schließt.

Das Resümee des Deutsch-, Mathematik- und Geschichtslehrers ist durchweg positiv: „Unsere Schule hat wirklich viel zu bieten – eine eigene Sporthalle, einen Sportplatz und die Stadtbücherei ist auch in der Nähe.“ Ebenso erinnert er sich gerne an die zahlreichen Erfolge, die er als Trainer der Fußballschulmannschaft feiern konnte: „Wir waren zwischen 2003 und 2008 mehrfach Stadtmeister, darauf sind die Schüler und ich besonders stolz.“

Jetzt kommt die Familie

Die Frage, ob er nicht, wie seine Kollegen, an einer anderen Schule weiterarbeiten möchte, erübrigt sich: „Ich bin 64-zehnzwölftel Jahre alt, das passt für mich perfekt“ scherzt er. Seinen Abschied aus dem Berufsleben sieht er „konstruktiv-wehmütig“, er möchte viel Zeit seiner Familie und insbesondere seinen Enkelkindern widmen und von seiner Frau das Kochen lernen. . . Wenn sie ihn lasse. Und dann wäre da ja noch sein Hobby: dem Sport.

Auch der kommissarische Schulleiter Thorsten Ide kann beruhigt auf die jetzt fast gänzlich vollzogene Schulauflösung zurückblicken, denn „sowohl die Lehrer als auch die Schüler wissen, wo sie unterkommen. Zum Mai dieses Jahres hatte jeder Lehrer eine Stelle an einer anderen Schule.“ Eine offizielle Abschlussfeier ist nicht geplant, dafür aber eine Feier mit den Schülern. Und das haben sie sich auch verdient, schließlich haben alle Schüler der zehnten Klasse in diesem Jahr einen Abschluss geschafft.

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Lange hat es gedauert, bis das Gebäude endlich saniert wurde, nun hat die Hauptschule nicht lange davon profitieren können. Bereits kurz nach Amtsantritt von Thorsten Ide in der Funktion des kommissarischen Schulleiters war klar: Die Hauptschule wird sukzessiv aufgelöst und „so ein Auflösungsprozess, der dauert zwei bis drei Jahre, das kann man nicht mal eben so abwickeln“, erklärt der Schulleiter.

Plan danach steht

Das erst im Jahr 2011 fertig sanierte Schulgebäude wird aber nicht lange leerstehen. Schon zum neuen Schuljahr zieht die Katharinengrundschule ein. „Die Räumlichkeiten sind ideal für eine Grundschule“, wirbt Ide. Hier haben die Grundschüler zahlreiche Möglichkeiten, sich zu entfalten.

„Lediglich die Möbel der Hauptschule werden vom Schulamt an andere Schulen verteilt. Für Grundschüler sind sie ganz einfach viel zu groß.“

Der kommissarische Schulleiter der Noch-Hauptschule Speldorf, Thorsten Ide, sieht schwarz für das Modell Hauptschule. Trotz des 40-jährigen Bestehens der Hauptschule Speldorf habe sich die Auflösung allerdings schon immer langsamen Schrittes angedeutet: „Die Hauptschulen waren von Anfang an ein Auslaufmodell. Spätestens mit Einführung der Gesamtschulen.“ Dass dem so ist, sehe man an den seit Jahren rückläufigen Anmeldezahlen. Grund hierfür sei, dass Eltern nicht mehr gesetzlich an die Empfehlungen der Grundschullehrer gebunden sind und nun selbst entscheiden können, welche Schulform ihr Kind besuchen soll.

Ide stellt aber auch klar: „Eigentlich ist die Dreigliedrigkeit der Schulen überflüssig, aber gerade in Mülheim wird es neben Gesamtschulen immer Gymnasien geben. Hier werden 50 Prozent aller Schüler an Gymnasien angemeldet.“ Das Aussterben der Hauptschulen geht allerdings weiter: Die Max-Kölges-Schule am Dichterviertel wird auch sukzessiv aufgelöst.