Mülheim. .
„Jeden Mittwoch warten wir auf neues Futter“, so beschreibt Internet-Poetin scrabblix ihre Vorfreude auf den wöchentlichen Lyrikwettbewerb im WAZ Gedichtespiel-Forum. Fünf vorgegebene Wörter müssen die Wortakrobaten jede Woche in ein Gedicht verpacken. Zum ersten Mal haben sich jetzt vier der Internet-Poeten, die alle nur bei ihrem Foren-Namen genannt werden möchten, in die Öffentlichkeit gewagt und ihre Gedichte vor einem Publikum vorgetragen.
In der kleinen Buchhandlung von Michael Fehst am Löhberg 4 ging es sehr familiär zu, was nicht zuletzt wohl am hochsommerlichen Wetter lag, viele Leute bevorzugten eher den Biergarten. Nichtsdestotrotz ist die Initiatorin der Lesung, scrabblix, zufrieden: „Es ist schön, die eigenen Gedichte einmal laut vortragen zu können.“ Denn das Forum ist eine gute Plattform, um eine Resonanz zu bekommen, aber live ist es noch besser. Bis zu 700 eigene Gedichte haben ninon, ringelnatzvonwerden, banjoman und scrabblix im Gedichte-Forum schon verfasst. Das war nicht immer leicht: „Kopfnuss und Liebreiz oder Erbsensuppe und Briefmarken in einem Gedicht unterzubringen, war schon eine große Herausforderung“, weiß ninon, die seit 20 Jahren Gedichte schreibt.
Gedichte zum Thema Lebenslinie
Im ersten Teil der Lesung wurden Gedichte zum Thema Lebenslinie vorgetragen. Praktisch alles von der Wiege bis zur Bahre. Im zweiten Teil gab es einen Gedichte-Mix oder, wie die Protagonisten es selbst nannten, einen Kessel Buntes. Von einem Besuch im Rotlichtviertel über das nachmittägliche Fernsehprogramm bis hin zu Raben, die gelbe Schnäbel haben. Die vier Lyriker schaffen es, die abstrusesten Wörter in ihren Gedichten sinnvoll zu verarbeiten.
Aufgelockert wurde das Programm mit musikalischen Einlagen von banjoman. Er machte seinem Namen alle Ehre und heizte die Stimmung zwischendurch mit seinem Banjo an. Sowohl in seinen Gedichten als auch in seinen Liedern zeigt sich sein Hang zum Humorvollen. „Genau wie mein Vorbild Heinz Erhardt möchte ich mein Publikum zum Lachen bringen“, so banjoman.
Unter den Zuhörern war Forenmitglied hasewolf. Im Gegensatz zu seinen Mitstreitern hat er sich noch nicht getraut, vor Publikum zu sprechen. „Ich bin vor ein paar Jahren durch Zufall auf das Internet-Gedichtespiel gestoßen. Bis dahin habe ich noch nie ein Gedicht geschrieben“, gesteht hasewolf. Seitdem ist er jede Woche mit dabei. „Es ist wie eine Sucht. Es macht einfach riesigen Spaß, mit Worten zu spielen.“ Und vielleicht ist er das nächste Mal mit dabei.