Mülheim. In einer kleinen, gemütlichen Buchhandlung in der Mülheimer Innenstadt haben vier unserer Forendichter eine Lesung veranstaltet. Trotz sengender Hitze und einer kleinen Zuschauerzahl meistern die Vier den Abend mit Erfolg. Eine Wiederholung ist nicht ausgeschlossen.
Mitten in der Mülheimer Innenstadt, versteckt in einer kleinen Seitenstraße, liegt die „Buchhandlung am Löhberg“ von Michael Fehst. Von alten, dicken Wälzern bis hin zu moderner Literatur gibt es hier so einiges zu entdecken. Inmitten der einzigartigen Atmosphäre dieser kleinen Bücherwelt haben sich am Dienstagabend vier der Dichter aus unserem Forum versammelt, um eine Lesung zu halten.
Im WAZ-Forum alles angefangen
An einem kleinen runden Tisch sitzen die Nutzer scrabblix, ninon, ringelnatzvonwerden und banjoman und warten gespannt auf die eintreffenden Zuhörer. Um kurz nach halb acht kann es dann endlich losgehen. Nutzerin scrabblix, die die Idee zur Lesung hatte, eröffnet den Abend. Sie erklärt zunächst, wie es zu der Lesung gekommen ist: Dass die Vier schon lange beim Gedichtespiel im Forum mitspielen und sich so kennengelernt haben.
Nach einer kurzen Erklärung des Spiels, die die Initiatorin geschickt in lyrische Verse verpackt, gibt das Quartett einige Beispiele zum Besten. Die entstanden Kunstwerke, die sich aus fünf vorgegebenen Worten zusammensetzen und so manch einem Zuhörer schon aus dem Spiel bekannt sind, gewinnen jetzt durch das Vorlesen noch mal einen besonderen Zauber.
scrabblix eröffnet die Lesung mit einem Zitat von Mark Twain
Dann eröffnet scrabblix mit der Bitte, kleine Versprecher zu entschuldigen, die eigentliche Lesung. Sie nennt dazu ein passendes Zitat von Mark Twain: „Das menschliche Gehirn ist eine großartige Sache. Es funktioniert vom Moment der Geburt an – bis zu dem Zeitpunkt, wo du aufstehst, um eine Rede zu halten“.
Jegliche Anzeichen von Nervosität sind den Vieren jedoch nicht anzumerken. Souverän und konzentriert sitzen sie da und beweisen, dass sie die lyrischen Meisterwerke nicht nur schaffen, sondern dann auch noch passend präsentieren können.
Gedichte von der „Wiege bis zu Bahre“
Im ersten Teil der Lesung haben sich die Internet-Poeten vorgenommen, eine Art Lebenslinie nachzuzeichnen. scrabblix, von der sich im Forum bereits über 500 Gedichte finden lassen, beginnt mit einem Gedicht zum Thema Geburt. Nacheinander – immer schön in der Reihenfolge – dürfen dann auch ringelnatzvonwerden, ninon und banjoman ihre Werke zur Kindheit präsentieren. Von der Beziehung zu den Eltern, über Weihnachtsfeiern und Geschwisterliebe ist hier thematisch alles dabei.
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Um eine musikalische Einlage lässt sich banjoman, der extra sein Banjo, eine weitere Gitarre, Verstärker und Mikrofon mitgebracht hat, von seinen Dichterkollegen nicht zweimal bitten. „Ich hab doch immer Lust, Musik zu machen“, sagt der langjährige Musiker. Mit dem Lied „Die alten Zeiten“ rundet er das Thema Kindheit gekonnt ab. Der ein oder andere Zuschauer kann bei dem fröhlichen Rhythmus ein Fußwippen nicht unterdrücken.
Wie auch im echten Leben geht es thematisch rasant weiter: mit den rebellischen Zeiten in der Pubertät, der ersten großen Liebe und Kindern, die flügge werden, bis hin zu den Tücken des Ehelebens. Um den Zuschauern den Hintergrund ihrer Werke näherzubringen, finden die Vier jedes Mal wieder ein paar treffende, einleitende Sätze. Dichterin ninon beispielsweise sagt, sie habe sich oft an Poeten wie Rilke und Busch orientiert.
banjoman sorgt mit seinen Songs für zusätzliche Lacher
Zum Abschluss der ersten Einheit werden dann Gedichte zum Thema Tod und Altern vorgelesen. Mit ihrer warmen, ruhigen Stimme gibt ninon ein sogenanntes lyrisches Sandwich zum Besten. Hier hat die 58-Jährige zwischen den ersten und letzten Vers eines bekannten Gedichtes ihre eigenen Verse gesetzt. Auf dieses eher ernste Gedicht folgt banjoman mit seinem Lied „Mist, wenne alt wirst“ und schafft es mit seinem typischen Ruhrpott-Slang und lustigem Text die Zuschauer zum Lachen zu bringen.
In der Pause wird sich ausgetauscht
Dann heißt es erstmal: Pause! Mit einem Bierchen im Lokal nebenan oder auch einem Wasser, das Inhaber Michael Fehst gerne spendiert, stärken sich die Forendichter. Der stickigen Luft, die sich aufgrund der hohen Temperaturen an diesem Tag in der Buchhandlung angesammelt hat, entgeht man bei einem Pläuschchen im Freien. Initiatorin scrabblix erzählt, sie habe früher einmal am Löhberg gewohnt und sei gerne im Lokal nebenan zum Dart zu Besuch gewesen. Die Wahl der „Buchhandlung am Löhberg“ als Ort für die Lesung sei deshalb naheliegend gewesen.
„Ein Kessel Kunterbuntes“
Eine kleine Glocke weist die Zuschauer darauf hin, dass es weitergehen kann. Den zweiten Teil der Lesung nennt das Quartett „Ein Kessel Kunterbuntes“. Hier sind thematisch keine Grenzen gesetzt. Initiatorin scrabblix beweist mit ihrem Gedicht „Der Hosenträger“, in dem sie mit den Worten „Hose tragen“ spielt, einmal mehr ihr lyrisches Geschick. ringelnatzvonwerden gibt unter anderem eine vierteilige Ballade über Ritter Kuno, dem sein Burgfräulein wegläuft, zum Besten.
Von Nutzerin ninon sind Gedichte über den Schreibprozess selber zu hören. In einem ihrer Werke erzählt sie beispielsweise, wie schwierig es ist, die fünf vorgegebenen Worte aus dem Gedichtespiel in einen sinnvollen Zusammenhang zu bringen. banjoman hingegen punktet weiterhin mit humorvollen Versen bei den Zuschauern. Mit seinem Lied „Denglisch“, in dem es heißt, es sei heute fast eine Kunst, alles zu verstehen, sorgt er zum Ende der Lesung noch mal für einige Lacher.
Den Dichtern hat die Lesung viel Spaß gemacht
Nach etwa zwei Stunden findet das lyrische Spektakel langsam sein Ende. Die vier Forendichter bedanken sich bei den Zuschauern, von denen es kräftigen Applaus gibt. Das Quartett scheint gelöst und glücklich. „Das hat wirklich Spaß gemacht“, meint Nutzerin ninon. Seitens der Zuschauer gibt es sogar die Frage nach einer Wiederholung der Lesung. Die vier Poeten scheinen nicht abgeneigt. „Dann müssen wir uns aber vielleicht einen weniger heißen Tag aussuchen“, lacht Initiatorin scrabblix.
Eine Wiederholung ist nicht ausgeschlossen
Ein großes Dankeschön gebühre auch dem Inhaber der „Buchhandlung am Löhberg“, Michael Fehst, sagen die Forendichter. Dieser würde bei einer möglichen Wiederholung der Lesung seine Räumlichkeiten gerne wieder zur Verfügung stellen. „Ich freue mich immer, wenn ich auch Dichtern, die keinen so hohen Bekanntheitsgrad haben, eine Plattform für Lesungen bieten kann. Außerdem bin ich selber neugierig und freue mich jedes Mal, etwas Neues zu hören“, so Fehst. „Das nächste Mal will ich aber auch dabei sein“, meint hasewolf, ein Gedichtespieler, der als Zuschauer zugegen war und jetzt auf den Geschmack gekommen ist. Einer weiteren Lesung steht also nichts im Wege.