Mülheim/Ruhr. Am Schloß Broich in Mülheim sind offenbar dringende Sanierungsarbeiten nötig. An der spätkarolingischen Burganlage, der ältesten ihrer Art nördlich der Alpen, zeigt sich deutliche Altersschwäche. Der vergangene lange Winter hat die Schäden am ältesten Teil der Burganlage noch verstärkt.
Als hätte die Stadt nicht genug zu sanieren: Schulen, Straßen, Brücken, Plätze, Tunnel, Schienen. Ausgerechnet jetzt zeigt die spätkarolingische Burganlage, die älteste ihrer Art nördlich der Alpen, Altersschwäche – und wie. Erneut stellen sich jetzt schwere Schäden am Schloß Broich heraus, und das in einem sehr sensiblen Schlossabschnitt, im ältesten überhaupt. Das 9. Jahrhundert zerfällt.
„Die letzten Winter mit extremer Feuchtigkeit und langen Frostperioden haben dem Denkmal massiv zugesetzt“, beklagt Heike Blaeser-Metzger, Prokurist bei der Mülheimer Stadtmarketing und Tourismus GmbH, die so etwas wie Schlossherrin ist. An dem historisch bedeutendsten Teil der Anlage, den Turmfragmenten, die nach Experten im deutschen Sprachraum als einzigartig gelten, sind nach diesem Winter gravierende Schäden zutage getreten. Dieser Schlossteil befindet sich hinter dem Hochschloss und ist meist durch ein Gitter versperrt.
Herausgebrochene Steine offenbaren beträchtliche Hohlräume, und dies ausgerechnet in den Sockelbereichen, was von Fachleuten als sehr bedenklich eingestuft wird. „Es besteht akute Einsturzgefahr, daher muss erneut eine Notsicherung errichtet werden“, betont Heike Blaeser-Metzger. Absprachen mit Denkmalpfleger und Landeskonservator sowie eine fotografische Erfassung der Schäden seien bereits erfolgt, das weitere Vorgehen wird in den nächsten Tagen geklärt. Viel Zeit kann sich die Stadt damit nicht lassen.
Sanierungen dauern voraussichtlich bis 2017
Die Schäden treffen die Stadt in einer Phase, in der die Förderprogramme sehr unsicher sind: Das Land NRW streitet derzeit darüber, in welchem Maß es Denkmäler überhaupt noch fördern kann, und auch beim Bund gibt es Fragezeichen: „Wir wissen nicht, wie es mit den Denkmalprogrammen nach der Wahl weitergeht“, sagt die MST-Prokuristin besorgt. Rund 380.000 fließen dieses Jahr vom Bund ins Broicher Gemäuer.
Vor drei Jahren fielen die ersten Steine aus der Ringmauer. Umfangreiche Sicherungsmaßnahmen wurden danach vorgenommen wie zahlreiche Untersuchungen, Kernbohrungen und Mörtelanalysen. Spezialunternehmen sind bereits im Einsatz. Bis Mitte August wird die neue Verfugung aufgetragen, eine Bleiabdeckung wird am Treppengiebel angebracht. Nach der Umstellung der Gerüste soll bis in den November der westliche und hintere Teil der Fassade ebenso saniert werden. Bis voraussichtlich 2017 werden die Sanierungen dauern, und sie werden teuer. Mindestens 4,3 Millionen Euro wurden bisher errechnet. Die Stadt geht davon aus, dass sie den größten Teil selbst aufbringen muss – als hätte sie nicht genug Geldprobleme.