Mülheim. .

Er ist ein erfolgreicher Autor, dessen Stücke an den deutschen Bühnen gespielt werden. „Wer ist die Waffe, wo ist der Feind“ – die Uraufführung kommt am 23. Mai bei den Ruhrfestspielen in Recklinghausen zur Premiere. Oliver Bukowski ist Mülheimer Dramatikerpreisträger und als Sprecher des Auswahlgremiums gehört er der Jury für die Kinder-Stücke an.

Die Kinder-Stücke sind gern genommen von den Schulen, meist frühzeitig ausgebucht. Aber manche Stoffe, die sich um schwierige Themen drehen, tun sich sehr schwer in diesem Jahr?

Oliver Bukowski: Ja, wenn es sperrige Themen werden wie Tod oder Sexualität, dann ist es schwer, Schulen zu bewegen, in diese Stücke zu gehen. Man muss sich aber mal vorstellen: Es gibt keine Stadt im deutschsprachigen Europa, die diesen Luxus in den wenigen Tagen im Mai hat, wo handverlesene Kinderstücke angekarrt werden, für die man nichts bezahlen muss, und es trotzdem große Schwierigkeiten gibt, dass sie besucht werden.

Ein Beispiel?

Bukowski: „Jo im roten Kleid“ war heute Vormittag nur von Erwachsenen besucht. Das ist so traurig, wenn solch ein Angebot da ist. Und selbst, wenn man die Stücke im Klassenzimmer und im Bus auf dem Schulhof zeigt, ist es nicht so, dass man sich freut, sondern auch dann recht hartleibig zeigt.

Woran liegt das?

Bukowski: Das ist mir ein Rätsel, vielleicht ist es die Furcht, bestimmte Themen nachbereiten oder mit Eltern diskutieren zu müssen, wenn es um Sterben oder Sexualität geht. Ich kann’s mir nicht erklären. Ich will damit auch nicht sagen, dass Lehrer matt und faul sind. Das Ärgerliche ist, dass man sich so etwas durch die Lappen gehen lässt. Die Festivalmacher haben wirklich alles getan und immer wieder die Schulen darauf hingewiesen.

Aber es gibt Stücke, bei denen die Schulen ganz schnell reagieren?

Festival-Leiter Udo Balzer Reher klinkt sich ein: Ich glaube, man muss unterscheiden, was das Alter der Kinder angeht. In den Grundschulen ist die Situation eine andere als in Mittel- und Oberstufen. Wir haben jetzt eher Stücke für die fünfte, sechste Klasse. In den Grundschulen scheint das nicht zu größeren Problemen zu führen, es sind offensichtlich die Jahrgänge danach. Das liegt nicht an den Lehrern, ich glaube, dass es eine Frage des Systems von Schule, Lehrplänen und Erziehung überhaupt ist.

Bukowski: Das gilt nicht nur für Mülheim, das sagen auch die Ensembles, die aus anderen Städten anreisen.

Was unterscheidet die Kinder-Stücke von anderen Theaterfestivals für junge Zuschauer?

Bukowski: Die Kinder-Stücke sind vergleichbar mit denen für die Erwachsenen. Es geht hier nicht um Anfängerförderung, sondern es geht darum zu zeigen, was im deutschsprachigen Theaterraum das Beste vom Besten ist.