Mülheim. .
Doppelspitzen waren bis vor kurzem noch sehr beliebt. Und manche städtische Töchter leistete sich gar ein Dreierteam auf dem Chefsessel. Mit dem Spardruck hat sich der Wind gedreht oder, wie aus der Politik zu hören ist: „Es ist nicht mehr zeitgemäß.“ Vor allem dann nicht, wenn beim Fußvolk in den Ämtern massiv die Stellen gekürzt werden und den Beschäftigten dort immer mehr abverlangt wird. 270 sind es in der Stadtverwaltung.
„An eine Neubesetzung ist nicht gedacht"
Ob bei der Service-Wohnungsvermietungs- und -baugesellschaft (SWB), bei den Mülheimer Entsorgungsbetrieben, der Verkehrsgesellschaft, bei der Seniorendienste GmbH, beim Theater oder bei der Jobservice GmbH – überall war die Spitze mit mindestens zwei Personen besetzt. „Inzwischen haben wir überall einen sehr guten Unterbau, auch dort können Entscheidungen getroffen werden“, sagt Hendrik Dönnebrink, der Chef der städtischen Beteiligungsholding.
Bei SWB schied die eine Hälfte der Doppelspitze vor gut einem Jahr aus. Heute heißt es dort: „An eine Neubesetzung ist nicht gedacht. Es geht auch so.“ Bei der Jobservice GmbH musste der Chef nach dramatischen Fehlentwicklungen und gerichtlichen Auseinandersetzungen gehen, seitdem wird sein Job von der Beteiligungsholding nebenbei erledigt.
Doppelspitze bereits im Vorfeld heftig umstritten
Bei den Entsorgungsbetrieben entzog die Politik einem der Geschäftsführer das Vertrauen. Mit Jürgen Jeppel blieb eine erfahrene Spitze im Amt, der zweite Chefposten wird von Günther Helmich, dem städtischen Mann für Ruhrbania, im Zweitjob mit erledigt.
Schon im Vorfeld war die Doppelspitze bei den städtischen Sozialdiensten heftig umstritten, sie kam trotzdem und hielt nicht lange. Auch hier trennte die Stadt sich von einem der Chefs nach etlichen Rückschlägen, juristische Auseinandersetzungen folgten. Heinz Rinas führt nun allein die Geschäfte – und gut, wie es heißt.
Bei der Mülheimer Verkehrsgesellschaft tummelten sich zeitweise gar drei Chefs, einer reicht, stellt der Aufsichtsrat heute fest.
Der Flughafen wird abgewickelt
Und beim Flughafen? Wie berichtet, ist im September für den Chef Schluss, sein Vertrag wird nicht verlängert. Er verspielte jegliches Vertrauen mit ein paar PS zu viel beim Dienstwagen. Der Flughafen wird abgewickelt – wer das von welchem Stuhl aus machen wird, ist noch offen.
Wie weit die Sparüberlegungen inzwischen gehen, zeigt sich jüngst bei der Stadttochter Medl. Dort hört mit Gerd Bachmann der Chef nach jetzigem Stand früher auf, seine Aufgaben soll der Chef der Beteiligungsholding, Hendrik Dönnebrink, in Personalunion übernehmen. Auch das, bilanziert der Kämmerer, spare der Stadt im Jahr eine sechsstellige Summe.
Selbst bei der Sparkasse, wo derzeit drei Spitzen wirken, könnte in Kürze eine der Top-Positionen fallen: Helmut Schiffer geht und steigt auf. „Ich werde dafür plädieren, es bei zwei Spitzen zu belassen“, sagt der Vorsitzende des Verwaltungsrates, Dieter Wiechering, und findet: „Das reicht in der heutigen Zeit.“