Mülheim.
Der Satz kommt mit hörbarer Erleichterung. „Zurzeit sind uns keine neuen Vorfälle bekannt“, sagt Polizeisprecher Lars Lindemann.Vor einem Jahr war das anders. Vor einem Jahr begann eine Serie von Überfällen an Geldautomaten, die Besorgnis erregende Ausmaße annahm. Täglich und teils täglich mehrfach schlugen kriminelle Banden zu, beraubten meist ältere Menschen ihres frisch gezogenen Geldes. Schnell musste es gehen, rücksichtlos ging es zu, etliche Opfer erlitten Verletzungen, die der seelischen Art sowieso. Polizei, Banken und Stadt widmeten dem kriminellen Trend viel Energie. Und das hat nach der aktuellen Bilanz der Polizei offenbar gewirkt. Keine Vorkommnisse. Mit dieser Masche.
Die basierte im Frühjahr 2012 meist darauf, dass Täter Minderjährige waren, oft mit südosteuropäischer Nationalität. Wenn das Opfer an einem Bankautomaten Geld abholen wollte und die Geheimnummer eingegeben hatte, wurde es von einem Jugendlichen abgelenkt, während der Andere einen möglichst hohen Betrag vom Konto abheben konnte. Wurde tatsächlich einmal ein solches Pärchen gefasst, konnte gegen die Täter kaum vorgegangen werden. Denn der Erziehungsberechtigte war nicht zu ermitteln - und wenn die Kinder einer Einrichtung der Jugendpflege übergeben wurden, sind sie kurz danach wieder entwischt.
Das Opfer wird abgelenkt
Reaktionen sind aber sehr wohl erfolgt. Die Polizei erhöhte ihr Streifenaufgebot. Und auch die Geldinstitute versuchten, das Sicherheitsgefühl ihrer Kunden zu verstärken. Regelmäßig patroullierten Wachleute an den Geldautomaten der Sparkasse vorbei. „Wir haben auch eine Mitarbeiterschulung durchgeführt“, berichtet Sparkassen-Sprecher Frank Hötzel. Auch das habe positive Folgen gehabt: „In diesem Jahr konnten wir nur einen Fall zu Beginn des Jahres registrieren. Und da hat tatsächlich ein Mitarbeiter den Diebstahl vereitelt. Er war aufmerksam geworden, nachdem die bedrängte Frau sich gewehrt hatte.“ Trotzdem gibt Polizei-Sprecher Lindemann keine vollständige Entwarnung: „Diese Banden reisen von Region zu Region. Im Moment werden Vorfälle aus Lünen gemeldet.“ Man könne nie wissen, wann sie wieder in Mülheim auftauchen würden.
Aufmerksamkeit sei also weiterhin nötig. Auch deswegen weil seit kurzem eine andere Diebstahl-Variante in der Region öfter vorgekommen ist. Auch hier geht es um Ablenkung.
Tipps von der Polizei
Der eine Täter hat etwas in der Hand, zum Beispiel einen Faltplan, den er dem Opfer entgegenhält. Währenddessen klaut der andere Täter, ein geschickter Taschendieb, dem Opfer die Geldbörse aus der Hose oder der Handtasche.
Die Polizei gibt hier folgende Tipps:Die Geldbörse nicht in der Gesäßtasche der Hose aufbewahren, sondern lieber in einer verschließbaren Innentasche der Jacke.Gleiches gilt für Handtaschen: Auch hier empfiehlt es sich, das Portemonnaie lieber in einer Innentasche aufzubewahren.