Mülheim.

Was für ein Renntag! Bei frühlingshaftem Kaiserwetter mit Sonnenschein und blauem Himmel zog es rund 10.000 Besucher zur Rennbahn am Raffelberg. Vergessen war vorerst der politische Streit um die wenigen Renntage, die finanzielle Lage des Rennvereins und die Zukunft der Anlage, die abseits des Rennbetriebes als Golfanlage dient. Die Mülheimer genossen sichtlich den Saisonstart, auch wenn mancher bei den Wetten in den acht Rennen eher aufs falsche Pferd gesetzt hatte. Dem vergnügten Treiben tat das jedoch keinen Abbruch.

„Nichts geht mehr“, hieß es etwa um 15 Uhr auf dem offiziellen Parkplatz, so groß war der Andrang. Der Tipp des Parkwächters, es mal mit seinem Auto in den Seitenstraßen zu versuchen, versprach kaum Abhilfe – zum Leidwesen der Anwohner des Geländes. Ob Familie mit Kind, Kegel und Hund, Singles oder Pärchen – Jung und Alt – natürlich mit Sonnenbrille – folgte etwa dem spannenden vierten Rennen, das „Kasuga Danon“ für sich entschied. „Da reitet dein neues Kinderzimmer“, witzelte etwa eine Mutter zu ihrem kleinen Sohn. Jubeln konnte die Frau am Ziel jedenfalls, aber wie viel sie gesetzt hatte, verriet sie nicht.

Rennbahn gehört zu Mülheim

Vom Eindruck des guten Wetters ließ sich eine ältere Dame, die laut eigenen Angaben öfter kommt, nicht täuschen: „Der Zulauf heute liegt rein am guten Wetter.“ Die Schlagzeilen und Querelen der Parteien rund um die Rennbahn hat sie aufmerksam verfolgt. „Die Attraktivität der Rennen hat deutlich gelitten“, findet sie, aber: „Die Rennbahn gehört einfach zu Mülheim.“ Ein Statement, was viele gestern bejahen, mit denen man sprach. Gerne wünschte sich mancher mehr Renntage, noch dazu bei solchem Wetter natürlich.

Sparkassen Renntag am Raffelberg

Foto: Fabian Strauch / WAZ FotoPool
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Sichtlich zufrieden war auch Martin Weck, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Mülheim, die als Sponsor auftritt. „Super Wetter! Uns kommt das zugute, das haben wir die letzten zwei, drei Jahre nicht gehabt.“ Der Renntag komme weiterhin an, ist er sich sicher. Über die Qualität der Rennen lasse sich streiten, sagt Weck, aber die Querelen rund um die Anlage seien eine andere Baustelle, bei der er sich nicht einmischen wolle. Und wie sieht’s mit seinem Wettglück aus? Weck lacht. Er habe schon raus, wie das geht.

Auch kleine Besucher kamen auf ihre Kosten

Für die Mehrheit der Besucher war das das Spannende am Renntag. Sie stürmten in Scharen zum Führring für das fünfte Rennen, schauten sich die Pferde an und gaben ihre Tipps an. Und wer nur Nieten sammelte, konnte diese in die Lostrommel der Sparkasse werfen, um mit ein wenig Glück noch einen Trostpreis zu gewinnen. Auch die kleinsten Besucher kamen angesichts so vieler Vierbeiner auf ihre Kosten – und wenn nicht, gab’s immer noch Bullenreiten, Hüpfburg oder kostenlose Führungen über die Anlage.

Während mancher sich im Sonnenschein ein kühles Pils oder einen Sekt gönnte, waren die Mitarbeiter der Imbissbuden bereits sprichwörtlich am Ende. Bratwürstchen waren ab 16 Uhr Mangelware. Für die wenigen Reibekuchen, die es noch zu erhaschen gab, reihten sich Besucherschlangen aneinander. „Bei uns gibt's nur noch Getränke“, sagte auch eine Würstchenverkäuferin und erklärte: „In 30 Jahren habe ich sowas hier erst zum zweiten Mal erlebt.“