Mülheim. .
Ob Außerirdische gerne lesen, ist nicht eindeutig geklärt. Aber sollten jemals Bewohner fremder Planeten in Mülheim laden, gibt es nun einen Stadtplan, der ihnen den Weg weist – unter anderem zu den 200 000 Büchern im Medienhaus. In der vergangenen Woche verfassten Kinder in der Dezentrale einen eigenen Reiseführer für wirklich Ortsfremde. Doch auch Mülheimer finden auf den 45 Seiten Überraschendes.
Vier Tage erkundeten die Jungen und Mädchen gemeinsam mit Kulturpädagogin Elisa Kühnl ihre Heimatstadt und hielten das Entdeckte fest. Wie es sich für einen Reiseführer gehört, recherchierten die Kinder in verschiedenen Kategorien: Essen und Trinken war eine davon, Freizeit und Spielen in der Stadt sowie an der Ruhr waren andere. Auch „der Mülheimer“ an sich wurde unter die Lupe genommen.
Den kindlichen Blick auf die Stadt wollte Elisa Kühnl, die das Projekt initiierte und von Caroline Kühnel unterstützt wurde, festhalten, wollte erfahren, wie Kinder ihre Umgebung wahrnehmen. Einiges ähnelt der erwachsenen Sicht. So fiel den Kindern Müll am Ruhrufer ins Auge und mit der Innenstadt sind sie unzufrieden. „Die Kinder vermissen einen Spielzeugladen“, sagt Elisa Kühnl. „Es gibt keinen Laden in der Stadt, wo sie stehen bleiben würden.“ Deshalb haben sie für ihr Buch selbst einen erfunden.
Froh über den Verlauf des Projekts
Der Rest des Heftes ist aber eine Tatsachensammlung, für die die Acht- bis Zehnjährigen intensiv recherchierten. „Wir sind in die Bücherei und ins Kino gegangen und haben Fragen gestellt“, erklärt Antonia (9). Was eine Kinokarte kostet, erfuhren sie so und wie viele Bücher es in der Bibliothek gibt. In Läden der City fragten sie nach, wie der Mülheimer so ist. Die Antworten sind erfreulich, weiß Celine: „Mülheimer sind nett, neugierig und kommen aus vielen Ländern.“ Und sie sind stolz auf die Ruhr, denn die wird oft lobend erwähnt.
Auch die Kinder waren am Fluss und testeten dort nicht nur den Spielplatz, sondern entdeckten Schildkröten, wie Louisa berichtet. „Dass es die an der Ruhr gibt, wussten viele gar nicht.“ Prima hat den Kinder die Aktion gefallen. Celine fand’s gar „cool. Wir haben was über Mülheim gelernt, was wir vorher gar nicht wussten.“
Auch Elisa Kühnl ist froh über den Verlauf des Projekts, das sie „ganzheitlich“ nennt, da die Kinder nicht nur Informationen sammelten, sondern diese auch aufschrieben und malten, bevor sie die Blätter zu einem Buch banden. In Zukunft kann Kühnl sich vorstellen, eine feste Schreibwerkstatt einzurichten.