Heißen. .

Sie schreien, trampeln, tröten und recken Transparente in die Luft, dass mancher Pop-Star vor Neid erblasst wäre: Der Kreisch-Alarm und die Lautstärke, von 1000 Schülern am Donnerstagmorgen für Marc Thaper bei seinem Einsatz für das Gymnasium Heißen beim „1Live-Schulduell“ entfacht, steht einem Rock-Konzert in einer mittelgroßen Halle in nichts nach.

Und die großartige Unterstützung hat sich gelohnt: Der Lehrer für Sport und Sozialwissenschaften konnte 12 Fragen aus dem Musik-Business, Sport und Gesellschaft in 60 Sekunden richtig beantworten und hielt damit seine Schule im Rennen um den Gesamtsieg, der sich Freitagmorgen entscheiden wird.

Vor der alles entscheidenden „Minute der Wahrheit“ hatte es Live-Schalten des Kölner Radio-Senders in die hier nur „Markt“ genannte Pausenhalle des Gymnasiums gegeben - jeweils willkommene Gelegenheiten für die Schüler, mit brodelnder Stadionatmosphäre und extremer Party-Stimmung mal so richtig auf den Putz zu hauen. Man feierte halt die Schule, den Lehrer des Vertrauens und vor allem sich selbst. Und bei den Sprüchen auf den Transparenten und Plakaten bewiesen die Schüler ebenfalls ein hohes Maß an Originalität. „Heißen ist der geilste Club der Welt“ (in Anlehnung an einen Schalke-Fan-Slogan) war da ebenso zu lesen wie „Go, Thaper, go.“ Einige Mädchen hielten gar die Aufforderung hoch: „Herr Thaper, wir wollen ein Kind von Ihnen“ - die satirische Abwandlung des alten Transparente-Spruchs, der schon in den 1960er Jahren auf Konzerten zu lesen war.

Umgeben von Nutten und Zuhältern

Bei so viel verbaler Freizügigkeit moderierte Thorsten Schorn dann auch die erste Live-Schalte ganz kess an: „Ich bin umgeben von Nutten und Zuhältern“, meldete er sich bei den Zuhörern draußen im Lande, um dann schnell die Erklärung, dass an diesem Tag im Rahmen der Motto-Woche das Heißener Motto „Rotlicht-Bezirk“ sei, hinterherzuschieben. „Sind sie nervös?“ fragte der Moderator den Lehrer, was Thaper nur bejahen konnte. Doch anfangs der so wichtigen 60 Sekunden wirkt er höchst konzentriert. Trotzdem legt er einen kleinen Fehlstart hin, als er nicht auf Anhieb die erste Textzeile („Leute sagen zu mir „Cro das Genie“) von Cros Erfolgssong „Easy“ ergänzen kann. Aber dann läuft Thaper zu großer Form auf, nur noch ein einziges Mal weiß er nicht die Antwort, die „Gangnam Style“ gewesen wäre („dabei hatte ich es auf der Zunge, ärgerlich“).

Die 12 richtigen Antworten bedeuteten jedenfalls ein hervorragendes Ergebnis, das hatte bisher überhaupt nur ein einziger Lehrer geschafft, nämlich am Dienstag Dennis Goschkowski vom Otto-Hahn-Gymnasium in Herne. Deswegen hatte Thaper auch unbedingt 12 schaffen müssen, um mindestens gleichzuziehen. Klar, dass nach seiner „großen Minute“ der ohrenbetäubende Jubel im Heißener Gymnasium kein Ende mehr nehmen wollte. Und der Sport- und Sozialwissenschaften-Lehrer wurde endgültig gefeiert wie ein Pop-Star, musste sogar das eine oder andere Autogramm schreiben.

Sollte am Freitagmorgen der Pauker des letzten Finalisten, des städtischen Gymnasiums Detmold, gar 13 Fragen richtig beantworten, wären die Detmolder die Sieger und würden das Cro-Konzert gewinnen. Bleibt Detmold unter 12, gibt’s ein Stechen zwischen Herne und Heißen.