Mülheim-Holthausen. .

Ein Reizthema ist sie nach fast fünf Jahren noch immer – die geplante Bebauung des Ackers an der Tilsiter Straße. Bei der Bürgerversammlung zum neuen Bebauungsplan in Heilig Geist wurde im Publikum immer wieder empörtes Gemurmel laut. Planungsamtsleiter Martin Harter erläuterte die aktuellen Pläne und zeigte auf, wie „die planerischen Zielvorgaben im Laufe der Zeit zurückgenommen wurden“: Mittlerweile sei vor Ort nur noch eine Randbebauung mit etwa 20 Einzel- und Doppel-Häusern vorgesehen.

„Es wird keine Sticherschließung ins Gelände hinein und auch keine Reihenhäuser geben, wir nutzen nur vorhandene Infrastruktur“, so Harter. Und Kollege Dr. Jürgen Zentgraf (Umweltamt) versicherte: „Die entstehende Bebauung wird nur sehr geringe Auswirkungen auf die Frischluftversorgung der Stadt haben.“

Bürgerinitiative „Frische Luft für Mülheim“

Genau das bezweifelt die Bürgerinitiative „Frische Luft für Mülheim“ weiterhin und bezieht sich dabei u.a. auf eine Klimaanalyse von 2003, die von einer Bebauung des kleinen Kaltluftentstehungsgebietes dringend abrät. „14,2 % der Kaltluft, die von hier aus durchs Rumbachtal in die City fließt, fallen bei der Bebauung weg“, sagt Britta Stalleicken, Sprecherin der BI. Die geplante Reihung Haus-Garage-Haus-Garage schaffe einen „Riegel“, der den Frischluftstrom sehr störe. Eine maximale Reduzierung der Frischluftzufuhr um 0,26 % dagegen prognostiziert die Stadt (bezogen auf die gesamtstädtische Frischluftentstehungsfläche und basierend auf einem anderen Gutachten). Eine Angabe, die wiederum die BI aus verschiedenen Gründen in Zweifel zieht.

Andere Befürchtungen der Bürger entkräftete die Verwaltung: Die laut Plan vorgesehene Bebauungslücke an der Tilsiter Straße sei keine Zufahrt zu einer ohnehin laut Flächennutzungsplan derzeit überhaupt nicht möglichen Hinterlandbebauung, sondern eine Schneise, auf dem zwingend ein Wegerecht für den Landwirt eingetragen werden müsse. „Hinter der neuen Häuserzeile wird auch keine Straße entstehen, dagegen aber eine Rasenfläche als ökologische Ausgleichsmaßnahme“, so Harter.

Generationenwechsel findet statt

Braucht Mülheim noch hochwertige Wohnbebauung? Viele der Anwesenden meinten im Hinblick auf sinkende Einwohnerzahl und etliche Leerstände „nein“. „Hier bei uns findet ohnehin ein Generationenwechsel statt, junge Familien finden hier Häuser“, so eine Oppspring-Bewohnerin. Neubaubedarf sei in der Stadt trotz der demografischen Entwicklung dennoch da, so die Verwaltung. Dezernent Peter Vermeulen glaubt: „Die Wohnlage Tilsiter Straße wird durch die neuen Bebauung sogar aufgewertet.“

Die Verwaltung steht fest hinter dem Bebauungsplan. „Eine Ablehnung dieser Pläne wäre für die Stadtentwicklung fatal“, erklärte Dezernent Vermeulen. Die Bürgerversammlung habe keine neuen Gegenargumente geliefert.

Forderung nach weiterer Prüfung

Die Bürgerinitiative fordert eine weitere Prüfung der klimaspezifischen Aspekte (auch das Projekt Schlippenweg betreffend) und stellt die Art der Bebauung in Frage. Die Politik entscheidet, sie sollte sorgfältig abwägen.