Mülheim.

Die Ankündigung der Stadt kam mit der Post wenige Tage vorher. „Die Bauarbeiten werden voraussichtlich am Montag, 18. Februar, beginnen und bis zum November des Jahres andauern.“ Überraschend war das für die Anwohner der Gracht nicht mehr. Seit Wochen schon schwelt Unmut und macht sich Ärger in Richtung Stadtverwaltung bereit, die den Kanal in der Gracht erneuern will. Eigentlich nichts Ungewöhnliches. Doch an der Gracht war die Straße erst vor fünf Jahren aufgerissen und erneuert worden. Jetzt geht alles von vorne los.

Zu den Anwohnern, die sich beklagen, gehört Günter Heinz. Der Rentner hatte für die Straßenerneuerung anteilig erst 6600 Euro bezahlt, jetzt kommen für den Kanal weitere 4400 Euro auf ihn zu. Das haut ihn fast um, aber auch die Tatsache, dass nicht schon bei der Sanierung vor fünf Jahren alles in einem Schritt gemacht wurde. „Es war schon damals lange bekannt, dass der Kanal sehr alt ist, nicht ausreicht, und dass wir Anwohner immer wieder mit Überschwemmungen in den Kellern zu kämpfen hatten“, kritisiert er.

Glück für die Anwohner

Tatsächlich war das Alter der Stadt bewusst: Sie gibt in ihrem Schreiben 54 bis 62 Jahre an und als Diagnose: „verbraucht und erneuerungsbedürftig“. Und doch sollte der Kanal zwischen der Annabergstraße und der Rathenaustraße ursprünglich viel später erneuert werden, daher habe man auch vor fünf Jahren die Rohre nicht angefasst, so Stadtsprecher Volker Wiebels. Anders als im unteren Teil der Gracht, wo im Zuge der Straßenerneuerung der Kanal mit saniert worden ist – aus hydraulischen Gründen und nicht wegen Altersschwäche, wie es heißt.

Zum Glück für die Anwohner dort, denn hydraulische Gründe werden nach dem kommunalen Abgabengesetz anders behandelt als Altersschwäche, sie werden den Bürgern nicht zur Last gelegt.

Probleme bei Entwässerung

Dass die Stadt jetzt früher als geplant hingehe und den oberen Teil der Gracht saniere, habe nicht nur altersbedingte Gründe, sondern liege in den Schwierigkeiten, die angrenzende Görlitzer Straße vernünftig bei Starkregen zu entwässern. Dies sei, so die Stadt, nur über eine Kanalerweiterung in der Gracht möglich. Zufrieden stellt das die Anwohner keineswegs. Die Stadt lässt keinen Zweifel daran, dass die Bürger zahlen müssen: „Die erforderlichen Bauarbeiten gehen über eine Instandsetzung hinaus.“ Daher sei die Kommune verpflichtet, einen Teil der Kosten auf Anlieger umzulegen. Unterm Strich, so Stadtsprecher Wiebels, müssten die Anlieger aber nicht mehr zahlen, als dies bei einer gleichzeitigen Straßen- und Kanalsanierung der Fall gewesen wäre. Das einzig Ärgerliche: Sie haben zwei Mal die Baustelle vor der Tür.