Mülheim.

Ein großer Tisch, bedeckt mit Blättern, einige Pinsel, Becher, Wasserfarben: Auf den ersten Blick ist das keine große Sache für Menschen wie Barbara Lennertz aber eine ganz wichtige Anlaufstelle, Woche für Woche, und genau dafür gemacht. Die 67-Jährige kommt so gut wie jeden Mittwochmittag in die Papierwerkstatt, die die Ambulante Gefährdetenhilfe des Diakonischen Werkes betreibt.

Ein kleiner Kreis, überwiegend Frauen, beschäftigt sich hier einige Stunden lang mit verschiedenen Arten von Papier, das bemalt, gefaltet, geklebt, marmoriert wird, so dass dekorative Briefumschläge, Wandbilder, Kästchen oder Kerzenhalter entstehen. Angeleitet, angeregt werden sie von Uwe Schönfelder, der bis zu seiner Pensionierung als Sozialpädagoge bei der Diakonie arbeitete, aber ursprünglich gelernter Buchbinder ist. Er nennt die Papierwerkstatt, die seit fünf Jahren an der Auerstraße besteht, „ein wichtiges Angebot, das Farbe ins Leben bringen soll, wenn es ansonsten oft trist ist“.

Wohnungslos oder davon bedroht

Freud- und hoffnungslos verläuft es vielfach für die Klienten, um die sich die Ambulante Gefährdetenhilfe (AGH) kümmert: Menschen, die wohnungslos sind oder davon bedroht. Wie viele in Mülheim betroffen sind, lässt sich nicht genau sagen. „400 bis 500 Personen erreichen wir jährlich mit unseren Angeboten“, erklärt Andrea Krause, die diesen Bereich beim Diakonischen Werk leitet.

Es sind längst nicht alles Obdachlose, die auf der Straße leben, sondern auch Männer und Frauen aus dem Betreuten Wohnen. Entsprechend unterschiedlich gestalten sich die Arbeitsfelder der AGH, zu denen Streetworker ebenso gehören wie die Hygienestation oder die täglich geöffnete Teestube.

Spende sorgte für neues Material

Daneben gibt es Beschäftigungsangebote, stundenweise, in Gruppen, die helfen sollen, den Tag zu strukturieren, eine Aufgabe anzugehen, kreativ zu werden, sich auszutauschen. Es gibt eine Holzwerkstatt, eine Kochgruppe, das Frauenfrühstück und eben die Papierwerkstatt. Rund 8000 Euro kostet ihr Betrieb pro Jahr, Geld für Honorare oder Material, das letztens auszugehen drohte. Nun kam aber eine hochwillkommene Spende über 2000 Euro, die der Mülheimer Apotheker Patrick Marx übergab, der seit Jahren soziale Projekte in der Stadt unterstützt.

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Er brachte zugleich einen Vorschlag mit: Frau Lennertz, Frau Hinn und die anderen aus der Papierwerkstatt sollten ihm zur Adventszeit etwa 150 selbstgestaltete Weihnachtskarten liefern, die er in seinen drei Apotheken anbieten könnte, für 1,80 € das Stück. „Etwas zu verkaufen, wäre doch noch besser als eine Spende“, meint Marx. Die anderen finden das auch.