Mülheim-Eppinghofen. .

Fatema fühlt sich im Blaumann richtig wohl. Die 13-Jährige könnte sich gut vorstellen, das später mal als Arbeitskleidung zu tragen. Welchen Beruf die Max-Kölges-Schülerin aber einmal lernen möchte, weiß sie noch nicht genau. „Vielleicht etwas mit Elektrik, mal sehen.“ Damit sich Fatema und ihre Mitschüler in der Berufswelt orientieren können, ist die Max-Kölges-Schule nun eine Kooperation mit dem Berufskolleg Stadtmitte eingegangen, unterstützt werden sie von der Kreishandwerkerschaft. Schüler der künftigen achten und neunten Klasse lernen in Schnupperpraktika Berufe in der Praxis kennen.

Während Fatema noch überlegt, was sie einmal werden will, sind sich Artur, Ali und Ebubekir sicher. „Feuerwehrmann oder Polizist, vielleicht aber auch Tischler.“ Das wollen sie erst in der Praxis erproben. Gut, dass sie einige dieser Berufe vorher testen können.

Besuch der Werkstätten des Berufskollegs

So soll’s funktionieren: Fatema und 39 ihrer Mitschüler besuchen an einem Tag in der Woche die Werkstätten des Berufskollegs. „Dort schauen sie in die Bereiche Elektro-, Holz- und Metalltechnik“, erklärt Projektleiter Torsten Neumann. Auch in die Berufe der Maler- und Lackierer, der Kfz-Techniker oder Erzieher dürfen die Kinder blicken – das Projekt ist auf zwei Jahre angelegt. Unterrichtet werden die Kinder von Lehrern der Max-Kölges-Schule und einem Werkstattmeister des Berufskollegs. Im Rahmen des Projekts haben die Jugendlichen außerdem die Möglichkeit, in die Handwerksbetriebe zu schnuppern.

Torsten Neumann weiß: „Im Technik-Unterricht gibt es viele begabte Mädchen.“ Schwierig sei es aber, sie in reine Männerberufe zu vermitteln. Durch die Kooperation bekommen sie nicht nur mit, was ein Tischler oder ein Maler in der Praxis leistet, sondern knüpfen auch Kontakte zu Betrieben. „So können sie schon früh die Realität in einem geschützten Raum ausprobieren“, sagt Jörg Brodka, Leiter des Berufskollegs Stadtmitte. Auch seine Schule sei Nutznießer des Projekts. „So füllen sich unsere Dualen-Ausbildungsklassen.“

Nicht nur Schüler profitieren

Von der Kooperation profitieren aber nicht nur die Schüler, auch die Handwerkerschaft kann gezielt Nachwuchs für ihre Gewerke generieren. Und: Wenn die Schüler ein realistisches Bild von einem Beruf bekommen, ist die Chance, dass sie ihre Lehre schmeißen, geringer. Die Abbrecherquote in Mülheim sei mit über 30 Prozent auf den ersten Blick hoch, weiß Kreishandwerksmeister Jörg Bischoff. „Auf den zweiten Blick sieht man aber, dass zu der Quote auch Lehrlinge gerechnet werden, die den Betrieb wechseln.“ Dennoch beugen früh angesetzte Berufsorientierungsprojekte Abbrüchen vor.