Mülheim..

Computerspiele und Videogames – unter Schülern und Jugendlichen eine der beliebtesten Freizeitbeschäftigungen. Logisch, dass der ein oder andere sein Hobby auch gern zum späteren Beruf machen möchte. Einen möglichen Einblick in die Branche bietet ein Praktikum in der „Games Factory Ruhr“. Das Interesse von Schülerpraktikanten, die in den Berufszweig einsteigen wollen, ist groß. „Ich habe ein bis zwei Bewerber täglich“, berichtet Carsten Widera-Trombach, Geschäftsführer der Entwicklerfirma Crenetic.

Dabei kämen die Bewerber nicht etwa mit der Motivation, den ganzen Tag spielen zu wollen, sondern brächten zum Teil weitreichende Qualifikationen im Bereich Software und Programmierung mit. Das Vorwissen stamme laut Widera-Trombach beispielsweise aus der so genannten „Modding-Szene“.

Unter Modding (engl. für modifizieren ), versteht man das programmiererische Erweitern eines bereits veröffentlichten Videospiels – etwa durch das Erstellen eigener Rennstrecken bei einem Autorennspiel. „Viele unserer Praktikanten haben sich bereits im Vorfeld eine Menge Fachwissen angeeignet. Auch erhalte ich immer öfter konkrete Anfragen nach bestimmten Berufsfeldern wie zum Beispiel Grafiker“, so Widera-Trombach.

Auch die Eltern haben Interesse

Bemerkenswert: Nicht nur Schüler und Jugendliche interessieren sich mittlerweile für Berufe im breiten Feld der Spielebranche, sondern immer öfter auch deren Eltern. „Häufig bekomme ich Anrufe nicht von Jugendlichen selbst, sondern von Eltern, die sich nach einem Praktikum für ihre Sprösslinge erkundigen“, erläutert Widera-Trombach. Grund hierfür sei mitunter ein Wandel der Generationen. Die heutige junge Elterngeneration sei mit Videospielen aufgewachsen und somit aufgeklärter.

Demnach hätten „heutige Kinder Eltern, die selber gern zocken“, so Widera-Trombach. Ein weiterer Grund sei natürlich ein offensichtlicher: Man möchte Geld verdienen. Längst seien die Zeiten vorbei, in denen Berufe im Bereich Videospiele als „brotlose Kunst“ abgestempelt würden. Dies zeigten auch zunehmend Studiengänge, die auf den Bereich der Spieleentwicklung abzielten, berichtet Christian Golle, Unternehmer bei „Fat Guy Entertainment“.

Das man mit einem eigens entwickelten Spiel durchaus Millionen verdienen könne, zeigten Titel wie das weltweit kommerziell erfolgreiche Online-Rollenspiel „World of Warcraft“. Die Tätigkeit von Entwicklern ginge zudem mittlerweile über klassische Unterhaltung hinaus. So würden unter anderem Programme für Architekten entwickelt.

Mit diesen können Kunden virtuelle Simulationen von Gebäuden präsentiert werden – mitsamt der Möglichkeit, diese auf dem Bildschirm zu durchlaufen. Videospiele in der Krankenpflege? Ja, mit der Nintendo Wii – diese biete durch entsprechende Software Übungen für Reha-Patienten an. Auf diese Weise verbinden sich Computerspiele immer öfter mit dem Alltäglichen.

Kreativität und Einsatz

Generell wichtig, um in der Branche Fuß zu fassen, seien neben Softwarekenntnissen eigene Kreativität und eine hohe Einsatzbereitschaft. „Ohne Leidenschaft wird man nicht alt in der Branche“, sagt Stefanie Waschk, Projektleiterin der Game Development Initiative Ruhr.

„Es wird auch schon mal rund um die Uhr gearbeitet. Man muss sich selber stark einbringen.“Nichtsdestotrotz: Erfahrungen von Praktikanten in der Games Factory seien bislang durchweg positiv. „Die meisten hätten getötet, um länger bleiben zu dürfen.“ Und Christian Golle lacht.