Köln/Düsseldorf..

Am kommenden Mittwoch startet in Köln die Gamescom. Auf der Leitmesse für Videospiele präsentieren Hunderte Spieleentwickler ihre Neuerscheinungen. Mit dabei ist auch der Nachwuchs.

Wo bereits 5000 Menschen in Nordrhein-Westfalen arbeiten, wollen Moritz Overath, Dominik Plaßmann und Roman Salomon noch hin. Sie wollen Videospiele entwickeln. Die drei studieren Gamedesign an der Mediadesign-Hochschule in Düsseldorf. Und haben den Nachwuchspreis beim Deutschen Computerspielpreis mit ihrem Horrorspiel „Night of Joeanne“ abgeräumt. Das war im April. Jetzt suchen die drei ein Unternehmen, das ihnen die Möglichkeit gibt, ihr Projekt marktreif zu machen. Eine Firma wie Blue Byte. Die Düsseldorfer Software-Schmiede behauptet sich seit Jahren auf einem Wachstumsmarkt. „Die Siedler“ und „Anno 1404“ sind nur zwei Titel, die auch international erfolgreich sind. Ab Mittwoch laden Blue Byte und an­dere der Branche zur Leitmesse nach Köln – zur Gamescom.

Am Anfang steht die Idee. Auch für die Studenten aus Düsseldorf. „Wir wollten ein Spiel machen, das mit den Ängsten der Menschen spielt, sie nachdenklich macht“, sagt Dominik Plaßmann. Der Spieler übernimmt die Rolle des kleinen Mädchens Joeanne, das von einem Ungeheuer getrieben durch ein Haus irrt und versucht, dem Grauen zu entfliehen. Dabei muss Joanne zahlreiche Rätsel lösen und Gegenstände miteinander kom­­binieren. Ein typisches Abenteuerspiel eben – und wie jedes moderne Videospiel komplett dreidimensional. „Night of Joeanne“ sieht klasse aus für ein Werk von Studenten, die ohne großes Budget ihre Idee auf den Monitor zauberten.

Bei großen Produktionen sind schon mal 500 Leute dabei

Denn die Entwicklung eines Computerspiels ist mittlerweile ein Millionengeschäft. „Die Zeiten, in denen Spiele in der ei­genen Garage bei Pizza und Co­la entwickelt wurden, sind definitiv vorbei“, sagt Christopher Schmitz, Chefentwickler bei Blue Byte. Das deutsche Unternehmen ist Teil des international agierenden französischen Ubisoft-Konzerns – und der setzte allein im Geschäftsjahr 2009/10 mehr als 870 Millionen Euro mit Video- und Computerspielen um.

„Der Spieler ist ein Gewohnheitstier“

Bevor es allerdings so weit kommt, brüten die Entwickler über einem Konzept. Etwa, wie man eine Spieleserie weiterentwickeln kann, ohne da­bei mit erfolgreichen Elementen zu brechen. „Der Spieler ist nämlich ein Gewohnheitstier. Der möchte sich sofort in einem Spiel zurechtfinden“, sagt Christopher Schmitz.

Trotzdem soll der Titel mit schönerer Grafik und Musik aufwarten, soll noch genügend Neues zum Entdecken bieten. „Eine schwierige Gratwanderung“, findet Schmitz. Das kostet Zeit. Aufwendige Titel haben eine Entwicklungszeit von einem Jahr oder mehr. „Triple-A-Titel“, wie die Branche die Straßenfeger nennt, nehmen jahrelange Ent­wicklungszeit in An­spruch – und kosten. Das Western-Epos „Red Dead Redemption“, das im Mai auf den Markt kam und mit einer riesigen Spielwelt aufwartete, soll das Unternehmen „Take 2“ über 100 Millionen Dollar gekostet haben. Das Risiko, einen Flop zu landen, gehört dazu. „Auch wir haben einige Titel schon im Programm gehabt, die zwar von der Fachpresse hoch ge­lobt wurden, sich aber einfach nicht verkauften“, sagt Ralf Wirsing. „Eine Garantie auf Marktakzeptanz gibt es eben nicht.“ Allerdings könne man das Risiko eines Reinfalls klein halten. „Wir führen im Vorfeld sehr umfangreiche Marktanalysen durch.“

Kleines Startkapital

Für so etwas fehlt Moritz Overath, Dominik Plaßmann und Roman Salomon das nötige Kleingeld. Zwar gab es für den Gewinn des Nachwuchspreises immerhin die stattliche Summe von 35 000 Euro, „doch reicht die gerade mal als Startkapital“, sagt Overath. Zusammen mit drei weiteren Kommilitonen gründeten sie die Firma Sluggerfly. Und präsentieren diese am Stand der Mediadesign-Hochschule auf der Kölner Gamescom.

Vielleicht beißt ja ein großes Entwicklerstudio an.