Mülheim-Saarn. .

Die Siedlung an der Hagenauer Straße in Saarn macht einen durch und durch beschaulichen Eindruck. Die Vorgärten sind gepflegt. Trotz des Nieselregens sausen Kinder mit ihren Fahrrädern über die Spielstraße. Vor über sechs Jahren entstanden hier die ersten Reihenhäuser im Rahmen des 100-Häuser-Programms der Stadt. Mit dem Ziel, günstigen Wohnraum für junge Familien zu schaffen.

Häuser kosteten mehr

Michael Roovers renoviert gerade den Keller in seiner Wohnung, um zusätzlichen Raum für sein Büro zu schaffen. Seine Familie ist eine von 28, die im Jahr 2006 an die Hagenauer Straße gezogen ist. Die Roovers’ sind grundsätzlich zufrieden mit ihrem Haus, doch Raum für Kritik ist da. „Von günstig kann im Nachhinein keine Rede sein“, sagt Roovers. Zu dem angepriesenen Kaufpreis von 150 000 Euro kamen hohe zusätzliche Kosten. Keller- und Dachgeschossausbau mussten aus eigener Tasche finanziert werden, der Preis für das Grundstück kam hinzu. Letztendlich musste Familie Roovers mehr als 300.000 Euro bezahlen – ein für Saarn zwar noch relativ günstiger Preis, doch marktübliche Objekte wären nicht mehr viel teurer gewesen.

Ärger macht einigen in der Siedlung vor allem die Entwässerung. Gärten und Keller stehen häufiger mal unter Wasser. „Das war damals ein Fehler des Bauträgers“, sagt Roovers. Das zuständige Unternehmen sei mittlerweile insolvent, für Nachbesserungen müssten die Bewohner komplett selbst aufkommen. Ein weiterer Kritikpunkt: Auch mit der ursprünglich mit der Heizungsversorgung beauftragten Firma gab es Probleme. Die Art der Versorgung musste deshalb umgestellt werden. Weil dadurch für die Hausbesitzer die Einspeisevergütung wegfällt, seien auch die Heizkosten deutlicher gestiegen als vorhergesagt.

Trotz der Probleme leben die Roovers’ gerne in der Hagenauer Straße. „Ich finde die Idee des 100-Häuser-Programms wirklich klasse“, sagt Dagmar Roovers. „Die Kinder fühlen sich hier sehr wohl, mit den Nachbarn liegen wir auf einer Wellenlänge.“ Die Lage der Siedlung ist optimal. Einkaufsmöglichkeiten gibt es in der Nähe genug – ob im Dorf oder an der Saarner Kuppe. Auch die Anbindung an die Autobahn nach Düsseldorf, wo Michael Roovers arbeitet, ist perfekt. Die Schulwege für die neunjährige Tochter Chiara-Louisa und den sechsjährigen Lennart sind kurz und sicher. Der Kindergarten vom jüngsten Sohn Mateo (5) steht fast in Sichtweite. Der große Vorteil für die drei Kinder: Der Weg zu den nächsten Freunden ist denkbar kurz. Es wird einfach beim Nachbarn angeklingelt. In fast jedem Haus in der Straße wohnen meist zwei und maximal bis zu fünf Kinder. An zu viel Kinderlärm kann sich deshalb niemand stören.

Abschluss des Projektes in Dümpten

Das 100-Häuser-Programm wurde 2006 an der Hagenauer Straße gestartet. Nach Saarn zogen 28 Familien mit insgesamt 72 Kindern. Weiter ging es 2011 in Dümpten. Dort entstanden an der Straße „Auf dem Bruch“ 26 Einfamilienhäuser, in denen Familien mit 55 Kindern wohnen.

Der vorerst letzte Abschnitt des Programms startet im Frühsommer diesen Jahres ebenfalls in Dümpten. Am Von-Carnall-Weg werden ab dann die restlichen 44 Häuser gebaut. Genau wie in Saarn und „Auf dem Bruch“ lautet auch hier das Ziel, günstigen Wohnraum für junge Familien zu schaffen, die auf dem ansonsten wenig preiswerten Mülheimer Immobilienmarkt kein passendes Haus gefunden haben. Deshalb gab es für den Kauf die Bedingung, dass mindestens ein Kind unter zwölf Jahren in dem Haushalt lebt und kein vergleichbares Eigentum in Mülheim verfügbar ist.

Gebaut werden im Dümptener Süden Häuser in verschiedenen Größen – von 121 bis 131 Quadratmetern. Geplant seien 18 Doppelhaushälften und 26 Reihenhäuser, sagt Immobiliendezernent Uwe Bonan. Die Grundstückspreise liegen dabei zwischen 227.000 und 249.000 Euro. Der Bauträger ist die international agierende NCC Deutschland GmbH. Wenn wie geplant im Frühsommer mit den Arbeiten begonnen werden kann, sollen die ersten Häuser im Frühjahr 2014 bezugsfertig sein, prognostiziert der Bauträger.