Mülheim.

Winterzeit ist Erkältungszeit. Wie gesund sind die Mülheimer? Nachgefragt bei Uwe Brock, dem Vorsitzenden der Ärztekammer Mülheim, der eine internistische Hausarztpraxis in der Stadtmitte führt.

Winter ist Hochsaison für Infekte

Ist das Wartezimmer in Ihrer Praxis derzeit sehr voll?

Uwe Brock: Wie immer im Winter haben wir jetzt Hochsaison für Virusinfekte. Es gibt aber nicht nur Patienten mit Infektionen der unteren und oberen Atemwege, sondern auch viele Infekte des Magen-Darm-Traktes, die bei den Patienten Übelkeit, Erbrechen und Durchfall hervorrufen. Manche haben auch beides. Wenn man durch eine Erkrankung schon anfälliger geworden ist, kann auch noch eine zweite hinzukommen.

Aber Husten, Schnupfen, Heiserkeit grassieren derzeit?

Ich habe relativ viele Patienten mit trockenem Husten, die fühlen sich nicht gut. Das ist aber auch spezifisch für einen Virusinfekt. Bei bakteriellen Infekten fühlt man sich im Allgemeinen ein bisschen besser, trotz des Sekrets aus den Bronchien. Bei Virusinfekten hat man einen trockenen störenden, meist auch nachts nicht zur Ruhe kommenden Husten. Und man fühlt sich aufgrund der Glieder- und Gelenkschmerzen so richtig schlecht.

Was empfiehlt der Hausarzt?

Bei der symptomatischen Therapie, also wenn die Symptome im Vordergrund stehen, bei Gliederschmerzen etwa Paracetamol. Die körperliche Schonung ist aber das A und O. Das Dritte ist eine vitaminreiche Ernährung – frisches Obst, Gemüse, gerade in der kalten Jahreszeit. Wenn die Außentemperaturen heruntergehen, sind die Atemwege noch anfälliger. Auch eine hohe Luftfeuchtigkeit fördert die Übertragbarkeit der Viren.

Was hilft denn überhaupt vorbeugend gegen eine Virusinfektion?

Neben einer gesunden Ernährung und Bewegung sollte man sich häufig die Hände waschen. Das ist vor allem bei Magen-Darm-Erkrankungen wichtig. Wenn man nach Hause kommt, sollte man sich als erstes die Hände waschen, damit man sich nicht mit der ungewaschenen Hand etwas Essbares in den Mund steckt.

Kann man, sollte man sich eigentlich jetzt noch gegen die Grippe, die Influenza, impfen lassen?

Es ist eigentlich schon ein bisschen zu spät. Die Hauptinfektionsmonate sind Januar, Februar, März. Nun könnte man sagen, von den zwölf Wochen sind zehn ja immer noch mit drin...

... es dauert zwei Wochen, bis die Schutzwirkung der Impfung einsetzt?

Etwa. Es kommt nun auf den Patienten an, ob man die Impfung noch empfehlen sollte. Gute Argumente, es noch zum machen, gibt es zum Beispiel für jemanden, der über 60 Jahre alt ist mit Grunderkrankungen wie Diabetes oder gewissen Herzerkrankungen. Etwa 95 % derer, die sich im Winter impfen lassen, sind schon geimpft. Im Januar sind es nur noch einzelne, die dafür in die Praxis kommen.

Wie schützt man sich als Arzt denn selbst vor Ansteckung?

Nach jedem Patienten, der möglicherweise ansteckend ist, werden die Hände gewaschen oder mit Alkohol desinfiziert.

Druck im Berufsleben ist deutlich höher geworden

Viele denken ja, eine Erkältung ist nichts, mit dem man zu Hause bleiben sollte...

Diejenigen, die noch zur Arbeit gehen und so tun, als wären sie gar nicht krank, sind gefährlicher bei der Ansteckung anderer, als diejenigen, die sich selbst isolieren, in dem sie sich zurückziehen und zu Hause bleiben.

Wie lange fallen denn berufstätige Patienten im Schnitt derzeit aus?

Früher hat man gesagt, ein Virusinfekt dauert zwei Wochen, mit Arzt 14 Tage. Heute fragen mich die Patienten, ob sie nicht nach drei Tagen schon wieder arbeiten gehen können.

Der Druck im Berufsleben ist in den letzten zehn, 15 Jahren deutlich höher geworden. Die Leute wollen arbeiten, um ihren Arbeitsplatz nicht zu gefährden.

Was antworten Sie denn, wenn jemand fragt, wie lange die Erkrankung nun dauern wird?

Bis Sie wieder gesund sind.

Man kann das bei den verschiedenen Patienten nicht auf eine gemeinsame Regel zusammenführen. Das Immunsystem ist ja dafür gemacht, Virusinfekte zu bekämpfen. Man muss ihm nur die Möglichkeit geben, dass es seine Arbeit auch tun kann.