Mülheim. .
Nicht nur ein Mangel an Hausärzten (WAZ berichtete) droht. Auch die wohnortnahe Versorgung mit Apotheken steht auf der Kippe. Gestern führten viele Apotheker für zwei Stunden einen Warnstreik durch. Die Botschaft: Uns geht es immer schlechter. Mancher Standort sieht sich gefährdet.
Schrumpfende Zahl an Apotheken
Dabei schrumpfe schon jetzt die Zahl der Apotheken, beklagt Nikola Hofer von der Max und Moritz-Apotheke. Sie ist die Sprecherin der Apotheker in Mülheim. Es wird aus ihrer Sicht immer schwieriger, gerade für ältere und kranke Menschen fußläufig, gut erreichbar eine Apotheke anzubieten. Und auch die Organisation eines Notdienstes rund um die Uhr an 365 Tagen könnte ein Problem werden.
Es sind keineswegs die Pillenangebote im Internet, die dem Pharmazeuten an der Ecke das Leben so schwer machen. Drei große Sorgen führt Hofer an:
Der Zwangsrabatt. Für jedes verkaufte Arzneimittel auf Rezept muss die Apotheke 2,05 Euro an die Krankenkasse abführen. Der Rabatt ist erhöht worden, früher gab es ihn gar nicht. „Für uns bedeutet das eine erhebliche Einbuße, da wir ohnehin an den Medikamenten nicht mehr viel verdienen“, beklagt Hofer. Hinzu kommt: Selbst dürfen Apotheken beim Einkauf keine Rabatte mehr aushandeln.
Neue Medikamente. Vermehrt bekommen Patienten neue Medikamente, wohl mit gleichen Wirkstoffen. Die Folge: „Viele Bürger sind verunsichert. Unser Beratungsbedarf hat sich spürbar erhöht.“
Die Rezepturherstellung. Die Apothekerin, die heute Salben mischt, muss zugleich umfangreiche Herstellungsprotokolle anfertigen. Der Aufwand für das Salbentöpfchen steige damit auf eine bis anderthalb Stunden statt wie bisher 20 Minuten. „Wir müssen zusätzlich Leute einstellen, um das alles zu bewältigen“, sagt Nikola Hofer. Doch wovon, fragen sich die Apotheker. Zumindest der Zwangsrabatt müsste wegfallen, lautet die Forderung.