Mülheim. .

Mülheims Ärzte lassen im Honorarstreit mit den Krankenkassen nun Taten folgen. Seit Montag beantwortet die große Mehrheit der niedergelassenen Ärzte keine formlosen Anfragen der Krankenkassen mehr.

90 Prozent der Kollegen im Mülheimer Ärztenetzwerk DocNet würden den Protestaufruf der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) unterstützen, sagt Dr. Dorothea Stimpel. Die Ärzte wollen mit ihrem Protest die Arbeit der Krankenkassen behindern, die Patienten sollen verschont bleiben. „Der Patient merkt von den Protesten nichts“, versichert die Ärztin.

Verspätete Leistungen

Dem widerspricht Rainer Lange von der DAK-Gesundheit in NRW: „Gegebenenfalls erhält der Patient Leistungen verspätet.“ Durch den Protest sei es den Kassen momentan nicht möglich, die vom Arzt verordneten Leistungen zu überprüfen. Ein Beispiel: Wenn der Arzt ein Medikament verschreibt, zu dessen Zahlung die Krankenkasse nicht verpflichtet ist, fragt die Krankenkasse beim Arzt nach der Diagnose und den Gründen für die Verschreibung. Anhand der Rückmeldung des Arztes prüft die Krankenkasse nach möglichen Alternativen oder zahlt das Medikament. „Solange wir keine Rückmeldung vom Arzt bekommen, werden wir das Medikament nicht bezahlen“, kündigt Lange an.

Die DAK-Gesundheit, bei der rund 10.000 Mülheimer versichert sind, handelt dabei auf eigene Faust. Jede Krankenkasse kann selbstständig entscheiden, wie sie auf den Protest reagiert: „Wir machen da keine Vorgaben“, sagt Stefan Lanz, Sprecher des Spitzenverbands der Gesetzlichen Krankenkassen (GKV).

Dem Patienten erstmal die Leistung gewähren wolle die DAK-Gesundheit nicht: „Wenn wir die Leistung einmal gewährt haben, können wir sie nicht mehr zurücknehmen“, sagt Lange.

Praxisschließungen drohen weiterhin

Die Mülheimer Ärzte haben angekündigt, den Protest so lange fortzuführen, bis Krankenkassen und Ärzte die Verhandlungen über die Honorare wieder aufnehmen. Reagieren die Kassen nicht, wolle die KBV den Protest mit weiteren Maßnahmen verschärfen. Die nächste Stufe könnte dann „Dienst nach Vorschrift“ sein. Heißt: Die Praxen werden nicht länger als 20 Stunden Sprechzeit pro Woche anbieten. Reiche auch das nicht, könnten die Ärzte ihre Praxen vorübergehend schließen.

Die Verhandlungen über die Ärztehonorare waren vor wenigen Wochen gescheitert, nachdem die Krankenkassen eine Honorarerhöhung um 0,9 Prozent angeboten hatten. Die Ärzte hatten zuvor 11 Prozent, umgerechnet 3,5 Milliarden Euro, mehr von den Krankenkassen gefordert.