Mülheim. .
Neun Telefone werden hereingetragen. Als die Ausruferin Verena Weisner das Startgebot nennt, werden zwei auch gleich wieder herausgetragen. Ihre Bieter am anderen Ende der Leitung haben aufgegeben, bevor es richtig losgeht. „13.000“. Gleich drei Hände schnellen in die Höhe. Das Bieterduell wird zwischen den Telefonen ausgemacht, im Saal bietet niemand mit. „22.000“, sagt Weisner, „höre ich 24.000?“ Stille. „Der Herr würde 23.000 bieten“, ertönt es vorsichtig aus der Mitte. Doch der Telefonbieter muss auf 24.500 erhöhen, bevor es heißt: „Zum ersten, zum zweiten, zum dritten“. Es ist Position 114, die am Samstagnachmittag erstmals etwas Unruhe in die Kunstauktion im Auktionshaus an der Ruhr bringt. Es ist ein Werk von Andy Warhol – Vesuvio, Farbserigrafie auf Karton. Das Limit lag bei 5000 Euro.
Picasso, Pankok, Siepmann
Kurz zuvor waren Lithografien von Pablo Picasso liegen geblieben, ebenso wie Radierungen von Salvador Dali, Bronzestatuen oder ein Altarkreuz aus Rumänien. Und auch nach Warhol geht es erst wieder etwas entspannter zu. „Krähender Hahn“ von Otto Pankok geht zum Beispiel nach mehreren Geboten für 280 Euro weg. Manchmal geht der Zuschlag an Bieter im Saal. Meistens aber an Telefonbieter, die an diesem Tag aus Südafrika oder New York anrufen, oder einfach anonym bleiben wollen.
„Wir sind international ausgerichtet und stark im Internet vertreten“, sagt Auktionator David Christian Wettmann. Außerdem könne das Auktionshaus an der Ruhr auf eine Datenbank mit mehr als 20.000 Adressen von Kunsthändlern und -sammlern zurückgreifen. Die Kunstauktion umfasst fast 300 Objekte, Gemälde und Grafiken – von einer Walzenspieluhr über ein Speisenservice von Meissen bis hin zum Höhepunkt: die „Tessiner Landschaft“ von Carl Hofer. Letzteres gehört zur Sammlung von Anneliese und Erich Brost, die zum Teil hier versteigert wird, und bringt auch den höchsten Zuschlag: 48.000 Euro.
Garantierte Echtheit
„Wir haben zwei Kunsthistorikerinnen im Team, arbeiten aber im hochpreisigen Bereich auch mit externen Gutachtern zusammen“, erklärt Wettmann, der selbst seit 13 Jahren im Kunsthandel tätig ist. Bei Hofer seien Echtheit und Herkunft jedoch eindeutig gewesen. Das Gemälde hätte sich seit 1953 im Besitz der Familie Brost befunden. Günter Vehring ist nicht vorrangig wegen solcher hochwertigen Werke hier. Der Krefelder besucht eher aus Eigeninteresse zum ersten Mal eine Auktion: Er hat selbst zwei Silberleuchter eingestellt. Am Ende des Tages bleibt er jedoch auf ihnen sitzen. „Wir haben es einfach mal versucht“, sagt Vehring, „unsere Kinder wollen die Leuchter leider nicht“. Gefragt war hingegen eine Bronze von Dimitri Chiparus, für die 15.000 Euro geboten wurden. „Rekord für diese Bronze nach meinem Wissensstand“, sagt Wettmann.