Mülheim. .
Ein Schaufenster ist mit hübscher Weihnachtsdekoration, ein anderes mit Spielzeug aller Art ausstaffiert. Im Tschernobyl-Laden, der schon auf Weihnachten eingestellt ist, herrscht wie immer Hochbetrieb. Bis zu 300 Menschen kommen pro Tag, um Kleidung oder Haushaltsgeräte günstig zu erstehen.
Margret Jansen arbeitet seit zehn Jahren immer donnerstags in dem Laden am Kohlenkamp und verkauft gerade eine Saftmaschine und einige Hosen. Auf die Lieferung angesprochen, die bald nach Belarus geht, zieht sie den Vorhang hinter sich zur Seite und zeigt auf einen Rollstuhl und diverse Gehhilfen.
Päckchen für Zhodino
„Die gehen natürlich mit, so etwas stellen wir sofort weg.“ Auch die rund 50 aufgestapelten Umzugskisten mit warmer Kleidung, die aus dem Spendenbestand gepackt wurden, und die nett verpackten Schuhkartons werden alle paar Tage abgeholt und in der Freilichtbühne für den Transport gesammelt. „Wir haben hier ja keinen großen Lagerraum“, erklärt die ehrenamtliche Mitarbeiterin.
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Wie viele Schuhkartons in den vergangenen 20 Jahren nach Belarus gegangen sind, kann Dagmar van Emmerich nicht sagen, aber im letzten Winter waren es 1480 Päckchen, die mit vielen anderen Hilfsgütern in Richtung Osten gebracht wurden. Zielort der meisten Spenden ist die 50 Jahre alte Industriestadt Zhodino, 60 Kilometer östlich von Minsk, im Herzen der Tschernobyl-Katastrophe, die vor nun 26 Jahren stattgefunden hat.
In diesem Jahr sei die Hilfe noch mehr als sonst nötig, so van Emmerich. Die wirtschaftliche Situation habe sich verschlechtert, alle Projekte benötigten die Unterstützung aus Deutschland dringend. Die Lieferung in diesem Jahr geht vorwiegend an die Sozialstation, in das Behindertenzentrum und an den „Kinderisolator“. Die städtische Sozialeinrichtung mit dem befremdlichen Namen sei auf einem guten Weg, seitdem Kinder, die zeitweise aus gewalttätigen Familiensituationen gelöst würden, durch Psychologen betreut würden.
Vor allem aber freut sich die Gründerin der Tschernobyl-Initiative darüber, dass das Engagement der Mülheimer und der Wille zu helfen in all den Jahren nicht ab-, sondern eher zugenommen habe. So erhalte sie ständig Anfragen von Spendern, von Institutionen und Einrichtungen, wo sie ihre Hilfsgüter abgeben könnten.