Zwei Freunde wollen mit dem Motorrad nach Kapstadt fahren. Und dabei Spenden für ein Schulprojekt sammeln

Mal ganz raus aus der Tretmühle Alltag, mal alles hinter sich lassen. Aussteigen, um wieder einzusteigen – es gibt viele, die nur davon träumen, ein Leben lang. Helge Borgarts und Stephan Küppers machen es wahr: Die beiden Freunde haben sich zwölf Monate Zeit genommen, um von Mülheim nach Südafrika zu fahren.

Zwei Männer, zwei Motorräder, zwei Zelte und den Wunsch im Herzen, neue Erfahrungen hinter dem eigenen Horizont zu machen. Mit dem Motorrad, weil es, anders als ein Auto, die Luft, die Erde unmittelbar er-fahren lässt, weil keine Scheibe, kein Blech den Fahrer von seiner Umwelt trennt. Und weil ein Gefährt, das nicht Vernunft ist, sondern Leidenschaft, es um so viel leichter macht, Kontakt zu anderen Menschen zu knüpfen.

Stephan (30) aus der Heimaterde und Helge (38) aus Dümpten sind nicht das, was man sich möglicherweise unter einem Abenteurer vorstellt, der, was kostet die Welt, einfach so loszieht in die fremden Länder. EDV-Fachmann in einer Werbeagentur der eine, Geschäftsführer bei einer Software-Firma der andere, sind sie passionierte Motorradfahrer, die bereits Europa und Teile Nordafrikas unter die Räder ihrer Geländemaschinen genommen haben, zumeist zusammen. In Tunesien konnten sie Offroad-Erfahrungen sammeln, denn auf ihrer Reise quer über den afrikanischen Kontinent werden sie sich häufig genug auf unbefestigten Straßen bewegen. Aber nicht ums Prinzip: „Wenn Straßen da sind, werden wir nicht Gelände fahren”, betont Borgarts, und zum Stichwort Sudan: „Alles andere als die Transitroute ist unverantwortlich.” Mehr als 300 Kilometer am Tag wollen sie nicht fahren, wenn es mal nur 20 sind, auch gut. Reisen statt rasen.

Die Fahrt ist wohl organisiert – was all die Dinge betrifft, die man vorher planen kann: passende Ausrüstung, möglichst sichere Routen. Drei Jahre haben sie sich vorbereitet, gespart, Reiseliteratur verschlungen, andere Reisende befragt – und sich im Job auf das Sabbatjahr eingestellt.

Helge Borgarts und Stephan Küppers aus Mülheim fahren mit zwei Motorrädern für den guten Zweck nach Kapstadt. Foto: Angelika Barth
Helge Borgarts und Stephan Küppers aus Mülheim fahren mit zwei Motorrädern für den guten Zweck nach Kapstadt. Foto: Angelika Barth © WAZ FotoPool

„Diese Reise”, sagt Borgarts, „kann man auch in drei Monaten machen.” Wenn man sich keine Zeit nimmt, zu verweilen. „Warum sollte ich denn dann irgendwo hin fahren?”, fragt der 38-Jährige. Es war das Buch „Abgefahren” von Claudia Metz und Klaus Schubert, das Borgarts auf die Idee brachte: Ein junges Paar wollte mit dem Krad nach Japan reisen, 16 Jahre wurden dann daraus. „Das ist es doch”, habe er da gedacht.

Reisen als Lebensform? Nicht jeder kann sich das erfüllen. Borgarts fand einen Gleichgesinnten in Stephan Küppers, die Partnerinnen ziehen mit, gönnen ihren Männern die Erfahrung. Borgarts hat seine langjährige Freundin gerade geheiratet, nach seiner Rückkehr, irgendwann 2010, folgt die kirchliche Trauung. Wenn das Ziel, Cape Agulhas in Kapstadt, schon früher als geplant erreicht wird, kehren sie auch eher zurück.

Die echten Probleme warten woanders

Dem Material, ihren Yamahas (Modell Tenere) vertrauen sie, auch ihrem fahrerischen Können und den Schrauber-Fähigkeiten. „Die echten Probleme werden nicht technischer Natur sein”, schätzt Helge Borgarts. Eher menschlicher. „Wir werden monatelang aufeinanderhocken,” schmunzelt er. Auch so eine Grenzerfahrung. Aber kaum zu vergleichen mit der, monatelang in eine andere Kultur einzutauchen, täglich Menschen in einer fremden Lebenswirklichkeit anzutreffen.

14 000 € werden dafür benötigt, 10% haben Spender und Sponsoren schon gegeben. „Ich habe die Möglichkeit, meinen Traum zu verwirklichen, jetzt möchte ich dafür auch etwas geben”, sagt Küppers. Eine Computerschule zu unterstützen, liegt beim Beruf der beiden Biker nahe.

Warum es die zwei nach Afrika zieht, ausgerechnet? Es gibt praktische Gründe dafür, die (französische) Sprache, die ausführliche Reiseliteratur, die Erfahrungen anderer. Aber auch diesen: „Mitten in der Sahara – das sind Weiten, die man so nicht erahnen kann,” versucht Stephan Küppers eine Antwort. Bei der so was wie Sehnsucht durchklingt – nach dem Himmel über Afrika.

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