Stadtmitte. . Die Ausstellung „Echt Klasse!“ macht in der Zunftmeisterschule Station. Den Mut zum Nein-Sagen machen stärken.
In der Zunftmeisterschule ist es eng. „Wir platzen aus allen Nähten“, ächzt Schulleiterin Ulrike Lueg. Dennoch haben sie jetzt unten im Flur Platz geschaffen für die Ausstellung „Echt Klasse!“ Weil ihnen das Thema, Schutz vor sexuellem Missbrauch, so wichtig ist.
Sechs Stationen umfasst dieser Mitmachparcours, der vom Kieler Präventionsbüro Petze entwickelt wurde und seit einem Jahr auch in vier Ruhrgebietsstädten unterwegs ist, darunter Mülheim. Die Fäden laufen in Essen zusammen, wo der ehemalige Grundschullehrer Alfred Seidensticker als Projektleiter wirkt. „In Mülheim haben wir eine besonders tolle Situation“, sagt er. Weil hier die Cläre und Hugo Stinnes Stiftung alle Kosten für die Schulen übernimmt. Andernfalls müssten sie 450 Euro Gebühr zahlen, um die Exponate für drei Wochen lang auszuleihen.
Fortbildung für die Lehrer
Hinzu kommen Fachberatungshonorare, denn „Echt Klasse!“ umfasst auch eine Fortbildung für die Lehrer. In Mülheim übernehmen dies Fachfrauen der Awo-Beratungsstelle für Schwangerschaftskonflikte, Partnerschaft und Sexualität, die selber seit 2001 Präventionsprojekte in Grundschulen durchführt.
,„Echt Klasse!“ beziehe die Lehrer noch deutlicher ein, hebt Nadia Heming hervor, Ärztin und Mitarbeiterin der Awo-Beratungsstelle. „Sie erfahren, bei welchen Stellen sie sich im Ernstfall Hilfe holen können.“ Und: An den Spielstationen würden die Kinder selber aktiv.
Derzeit also, noch bis Mitte November, an der Zunftmeisterschule, wo Mädchen und Jungen aus vielen verschiedenen Kulturen lernen. „Wir haben hier Kinder, die übersexualisiert sind“, berichtet die Schulleiterin, „anderen ist dieses Thema dagegen völlig fremd.“ Daher sollen alle zunächst in kleinen Grüppchen den Parcours erkunden, begleitet von Sozialpädagogen.
Gute und schlechte Geheimnisse
Mit sechs Themen kommen die Kinder in Kontakt, etwa „gute, schlechte und komische Berührungen“ (mit Hilfe von Magneten lassen sich Körperteile markieren), „Nein-Sagen“ (mit den Augen, den Händen oder dem Gesicht – jeder kann es vor einem Spiegel probieren) oder „Gute und schlechte Geheimnisse“. Hier schaut man durch verschiedene Schlüssellöcher, sieht Harmloses wie eine Schatzkiste, aber auch eine explizite Szene, in der sich ein Mann neben einem Kind in die Hose greift. „Die löst bei Eltern häufig Diskussionen aus“, sagt der Projektleiter.
Die Eltern – wichtige Mitwirkende, wenn es um Vorbeugung geht. Schulleiterin Ulrike Lueg hat alle für nächsten Dienstag zu einem Infoabend eingeladen.