Mülheim.
Die Übung hat sich gelohnt: Der Junge kann jetzt richtig gut „Nein“ sagen. Laut schreit er seine Ablehnung, und im Foyer der Schildbergschule hallt das super toll. Die Grundschüler haben sichtbar Spaß – dabei hat die Ausstellung, um die sich Mittwoch in Dümpten alles drehte, ein Thema, mit dem nicht zu spaßen ist: „Echt klasse!“ ist eine Wanderausstellung zur Prävention von sexuellem Missbrauch, die erstmals durchs Ruhrgebiet tourt.
Das sperrige Thema ist kindgerecht aufbereitet. Mitmachen und mitdenken müssen die Grundschüler an allen sechs großen Stationen. Auf eine der bunten Standtafeln ist etwa ein Kinderkörper gemalt, daneben kleben schwarze und weiße Magnete. Mit denen sollen die Kinder anzeigen, wo ihnen Berührungen angenehm sind und wo nicht.
Ausstellung gibt es seit acht Jahren
Eigene Grenzen finden sollen die Jungen und Mädchen so und erkennen, dass es diese Grenzen gibt. Hinzu kommen sechs kleine Stationen, wie die Schatzkiste, deren Boden ein Spiegel ist, in den Kinder nach dem Öffnen gucken. Auch diese Botschaft ist kindlich klar: Du bist ein Schatz, du bist viel wert, pass auf dich auf.
Seit acht Jahren gibt es diese Ausstellung, entwickelt von der Kieler Stiftung „Petze“. Zehn Tage lang stand sie nun in Dümpten. Es ist die erste Station in Ruhrgebiet, wo sie in den nächsten fünf Jahren bleibt. So lange wandert „Echt Klasse“ durch Grundschulen in Mülheim, Oberhausen, Essen und Bottrop unter der Schirmherrschaft von Hexe-Lilli-Erfinder „Knister“.
Schulung für Erwachsene
Nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene sollen so erreicht werden. Denn Fortbildungen für Lehrer, die in Mülheim gemeinsam mit der Awo angeboten werden, sowie ein begleiteter Elternabend gehören zu der Ausstellung verpflichtend dazu, wie Jerome Braun betont. Er ist Geschäftsführer der Stiftung „Hänsel + Gretel“ und aktiv bei der Kinderstiftung „Kleine Sonne“, die sich beide für die Finanzierung verantwortlich zeigen und verschiedene Partner und Sponsoren gewinnen konnten.
Die Schulung der Erwachsenen soll für Nachhaltigkeit sorgen, Lehrern und Eltern weitergehende Kompetenzen geben. „Bei einigen Schulen stoßen wir damit ein völlig neues Thema an“, sagt Projektleiter Manfred Seidensticker. Andere Schulen seien da schon weiter.
Die Schildbergschule gehört dazu. Bereits seit sieben Jahren setzen die Pädagogen dort auf Präventionsarbeit, „weil“, wie Schulleiter Andreas Illigen sagt, „Kinder im Grundschulalter oft zu wenig über Sexualität und ihren Körper wissen und deshalb noch hilflosere Opfer sind“.