Erzieherinnen sollen ihre Schützlinge stark machen, doch manchmal brauchen sie selber Rückhalt. Etwa, wenn sie befürchten, dass ein Kind missbraucht wird. Eine Fortbildung der Awo soll ihnen mehr Sicherheit geben.

Der Anstoß zum Projekt sei aus den Mülheimer Familienzentren gekommen, erklärt Awo-Geschäftsführerin Adelheid Zwilling. „Der Bedarf ist da“, denn die Hilflosigkeit im Verdachtsfall sei häufig groß. Die im Herbst 2009 gestartete Fortbildung soll den pädagogischen Kräften vor allem eine Kompetenz geben: „Ruhe zu bewahren, um das Kind zu schützen“. Und dann gilt es, überlegt zu handeln.

Durchgeführt werden die jeweils zehnstündigen Schulungen vom Team der Awo- Beratungsstelle für Schwangerschaftskonflikte, Sexualität und Partnerschaft. Für dieses und vier weitere Jahre ist das Projekt finanziell gesichert. Die Cläre und Hugo Stinnes Stiftung unterstützt es mit insgesamt 50 000 Euro, so dass die Teilnahme kostenlos ist.

In der kommenden Woche findet die dritte Fortbildung in einer Tageseinrichtung statt, möglichst viele Kitas möchte man erreichen.

Worum es inhaltlich geht, erläutert Yansa Schlitzer, die die Beratungsstelle seit Dezember leitet: Zunächst um das Erkennen eines möglichen Missbrauchsfalls („Wenn eine Siebenjährige häufig ganz alleine bei ihrem Onkel übernachtet, ist das zumindest auffällig“). Es gelte, genauer hinzuschauen, gemeinsam mit Kolleginnen Beobachtungen mosaikartig zusammenzutragen (Bauchschmerzen, blaue Flecken, distanzloses Verhalten). „Wir wollen auf keinen Fall Hysterie schüren, aber man sollte die Möglichkeit sexuellen Missbrauchs mit einschließen.“ Und sich bei Bedarf Hilfe von außen holen.

Beratung bekommen Erzieher/innen bei ihr und ihrem kleinen Team, und zwar – wichtig – ohne dass eine Strafanzeige erfolgt, auf Wunsch anonym. Weitere Themen der Fortbildung seien: sexuelle Übergriffe unter den Kindern selbst und Möglichkeiten der Prävention. Wie kann man Mädchen und Jungen stärken? Vorgestellt werden Spiele, Bücher, Lieder, die an das Thema altersgerecht heranführen. Wobei es längst nicht immer direkt um Missbrauch geht, häufiger um Kontakt zum eigenen Körper, zu den eigenen Gefühlen. Abschließend findet jeweils noch ein Elternabend statt.

„Eigentlich“, sagt Adelheid Zwilling, „kann man das gar nicht nebenbei machen. Man müsste eine eigene Anlaufstelle schaffen.“