Mülheim.

Auf dem Weg zur Gleichstellung der Geschlechter kann die Polizei einen wichtigen Vollzug melden. Jeder zweite Kommissarsanwärter ist eine Kommissarsanwärterin. Damit liegt die Frauenquote bei der Ausbildung neuer Polizisten aktuell bereits bei 50 Prozent.

„Ich kennen keinen Bereich mehr, von dem ich denken würde: Hier müsste mal eine Frau rein“, sagt Polizeisprecherin Tanja Hagelüken und lacht: „Wir Frauen haben die Behörde komplett unterwandert.“ Und in der Tat: Polizeipräsidentin Stephania Fischer-Weinsziehr ist eine von drei Polizei-Behördenleiterinnen im Ruhrgebiet. Auf der Direktionsebene darunter sitzt mit Brigitte Geiping-Kahleyß als neue Leiterin der Direktion Zentrale Aufgaben neben drei Direktoren. In ihrer Direktion ist zudem die Erste Kriminalhauptkommissarin Gabriele Flamm Chefin des Dezernates 1.

Bei der Kripo leitet Christa Schmitz eine der Kriminalgruppen, in denen die verschiedenen Kommissariate zusammengefasst sind. Kommissariatsleiterinnen gibt es auch: Das Kommissariat 44 (unter anderem Erkennungsdienst) führt Petra van den Borg, das Kommissariat Kriminalitätsvorbeugung Annchen Brendle. Chefin der Polizeiwache in Essen-Frohnhausen ist Angelika Schmidt, in der Essener Polizeiinspektion Nord ist Susanne Skorzik nicht nur Kontaktbeamtin und Islambeauftragte, sondern auch Chefin des Bezirksdienstes. Und mit Marion Spitz ist die Gleichstellungsbeauftragte im Polizeipräsidium ebenfalls weiblich.

Noch deutlich Aufholbedarf

Das sind die guten Nachrichten für die Gleichstellung. Die schlechte: In der Behörde liegt der Frauenanteil unter den rund 1800 Mitarbeitern immer noch bei nur 15 Prozent. Das wird sich in den nächsten Jahren ändern, aber da gibt es noch deutlichen Aufholbedarf der Frauen.

Und es gibt immer noch eine Frauen-freie Zone. Bei den Spezialeinheiten gibt es Frauen schon beim Mobilen Einsatzkommando (MEK) und in der Verhandlungsgruppe. Das Spezialeinsatzkommando (SEK) dagegen ist noch immer reine Männersache. Das hat nichts mit Diskriminierung zu tun, sondern mit den extrem hohen Anforderungen an die körperliche Fitness der Bewerber.

Die Frauenquote bei Neueinstellungen lag 1982 übrigens noch bei lediglich 4,3 Prozent. Zwei Jahre später waren es nach Behördenangaben schon 20 Prozent. In den vergangenen zehn Jahrenlag der Frauenanteil an den Neueinstellungen nach Angaben des Innenministeriums bei 40 Prozent.