Mülheim.

„Ich bin heute geschlechtsneutral“, sagt Birthe Prehn und lacht. Die Leiterin des Café Fox ist beim 11. Jungenkulturfestivals im Broicher Jugendzentrum die Henne im Korb. 71 Jungs im Alter von 9 bis 16 Jahren dürfen sich in verschiedenen Workshops austoben – ungestört von den Mädchen, die zeitgleich ihren eigenen Tag im CVJM-Heim begehen. „Die wollen eben auch mal einen Tag nur für sich haben“, rechtfertigt Prehn den geschützten Raum.

Im Schulalltag treffen viele der Jungs kaum noch auf männliche Bezugspersonen, umso dichter gedrängt stehen sie am Samstag bei Manfred Kaufmann, der mit seiner „Stuntschule Movie Kids“ Filmblut spritzen und gestellte Schlägereien proben lässt. „Wer will mal aus der Nase, den Ohren oder dem Mund bluten?“, fragt er.

Kunstblut spritzt durch die Menge

Bevor es zu dieser Demonstration kommt, spritzt er das Kunstblut erst einmal durch die Menge. „Bah, schmeckt das eklig“, ruft einer, als Kaufmann ihm zeigt, wie er die rote Flüssigkeit aus dem Mund laufen lassen soll. Für Mütter hat er den Rat: „Keine Sorge! Das geht bei 30 Grad in der Waschmaschine wieder raus.“

Unblutiger, aber nicht weniger adrenalinfördernd geht es einige Meter entfernt beim „Juggern“ zu. „Das ist eine Mischung aus Rugby und Ritterspielen“, erklären Luca und Jari. Wie überdimensionierte Wattestäbchen sehen die „Pomfen“ aus, mit denen sie sich ein Duell liefern. „Nur die Eier darf man nicht treffen“, sagt Luca. „Weichteile, eigentlich hatten wir uns auf diesen Ausdruck geeinigt“, bemerkt der Workshop-Leiter. Aber, naja, wir sind ja unter Jungs.

Vermissen sie die Mädchen? „Die zicken ganz oft und wollen nur bestimmen“, findet das Duo. Dass die Mädels gleichzeitig auch ihren Aktionstag haben, wissen sie. Doch darüber haben sie nur klischeehafte Vorstellungen: „Die spielen vielleicht Pferdchen, turnen und schminken sich, so als wenn sie Top-Model spielen.“

„Ich koche sehr gerne“

Dass die Jungs an „ihrem“ Tag aber auch mal etwas andere Seiten entdecken können, beweist die Koch-Gruppe von Carsten Lewerig. Sechs Jungs sitzen bei ihm am Tisch und schneiden Tomaten und Gurken. Andere helfen bei der Marinade für das Fleisch, das später auf dem Grill für alle gebrutzelt werden soll. „Ich koche sehr gerne“, sagt Simon (10). „Gerne Lasagne, mal alleine, mal mit Mamas Hilfe.“ Ob die Mädchen Kochen ebenfalls im Programm haben?

„Natürlich“, sagt er, „nur statt Stunttraining haben die Styling.“ Die Antwort wiederholt sich.