Mülheim-Speldorf. .

Die Symbiose zwischen Alt und Jung, die diesen historisch bedeutsamen Standort in naher Zukunft bereichern soll, ist schon am Tag der Grundsteinlegung wahrzunehmen. Gerade noch hat Investor Matthias Korte von der SK Seniorenpark Speldorf GmbH am Mikrofon erklärt, was er neben der aktuellen Ausgabe der WAZ, Euro-Münzen und den Bauplänen noch in die einzumauernde Metallrolle steckt, da nimmt ein Knirps das Mikro in Beschlag: „Hallo, hallo“ tönt's über das ehemalige, durch monatelange Abrissarbeiten in Teilen freigeräumte Areal der Lederfabrik Hammann.

Die Symbiose halt: Auf der Speldorfer Industriebrache sollen schon Mitte nächsten Jahres Senioren und Kinder zusammenkommen. Es entstehen Pflegeeinrichtung, betreutes wie eigenständiges Wohnen für Senioren – aber eben auch eine Kindertagesstätte für 100 Knirpse.

Wie berichtet, hatten die Schermbecker Projektentwickler Daniel Salomon und Matthias Korte das Grundstück aus der Insolvenzmasse der Lederfabrik Hammann, die in Mülheim 130 Jahre lang hochwertigste Leder produzierte, herausgelöst. Entstehen soll ein Seniorenpark und direkt anschließend eine Kita. Das zur Hansastraße gewandte, denkmalgeschützte und U-förmige Gebäude bleibt dabei ebenso erhalten wie das alte Heizhaus mit benachbartem Kamin.

Kita, Wohnungen, Café

Im alten Hauptgebäude will die „Carpe Diem Gesellschaft für den Betrieb für Sozialeinrichtungen“ (Wermelskirchen) als Betreiberin 80 Vollzeit-, 25 Tages- und Kurzzeitpflegeplätze sowie einen ambulanten Pflegedienst unterbringen. In der obersten Etage und im angeschlossenen Kita-Gebäude sollen zusätzlich 20 Seniorenwohnungen entstehen, für die bei Bedarf die Betreuungsdienste zu buchen sind. Ins alte Heizhaus soll ein öffentliches Café-Restaurant „Vier Jahreszeiten“ hinein. Zudem befinden sich an der Lutherstraße bereits Häuser im Bau, in denen weitere 16 Seniorenwohnungen Platz finden.

Die Vermarktung läuft. Die Wohnungen, 41 bis 93 m2 groß, sind inklusive Servicepauschale und Nebenkosten für 733 bis zu 1593 Euro pro Monat zu mieten. Die künftige Betreiberin ist schon jetzt „sehr zufrieden“ mit der Nachfrage.

"Bezug zum Standort bleibt erhalten"

Jan Christian Schreiter, Geschäftsführer bei „Carpe Diem“, versprach nicht nur den künftigen Bewohnern, sondern dem gesamten Stadtteil Speldorf gestern, „etwas ganz Besonderes“ verwirklichen zu wollen. Dadurch, dass man das Industriedenkmal in großen Teilen erhalte, bleibe der Bezug der Menschen zu dem Standort erhalten. „Es hat schon einen besonderen Reiz, in der Immobilie zu wohnen, die man aus Kindheitstagen noch als Lederfabrik in Erinnerung hat“, sagte er. Die Leute werden hier ihre Geschichte fortleben.“

Schreiter sieht Parallelen zum Haus von „Carpe Diem“ in Wermelskirchen. Dort hat das 1998 gegründete Unternehmen die einst erste Schuhfabrik Europas in einen Seniorenpark umgewandelt – heute lebten dort nicht nur ehemalige Arbeiter der Fabrik im betreuten Wohnen, sondern gar die Enkelin des Unternehmensgründers (Roland Schuhe).

Erinnerung lebendig halten 

So soll die Erinnerung an die alte Lederfabrik Hammann ebenfalls lebendig gehalten werden: Durch den Erhalt von Bausubstanz, aber auch auch durch kleine Ausstellungen. Das Alte und das Neue: Zum Konzept des Seniorenparks zählt die nebenan geplante Kita mit 100 Plätzen. Mit der Fröbel Rhein-Ruhr GmbH konnte jene renommierte Betreiberin gewonnen werden, die jüngst auch schon den neuen Siemens-Kindergarten in Mülheim ans Laufen gebracht hat.

Sowohl Seniorenpark als auch Kindertagesstätte sollen, wenn alles nach Plan läuft, Mitte des nächsten Jahres in Betrieb gehen. Die Wohnungen an der Lutherstraße sollen bereits im April 2013 bezugsfertig sein. 15 Mio. Euro sind als Investitionssumme angegeben. 80 Vollzeitstellen, aufgeteilt auf 110 Mitarbeiter, sollen geschaffen werden. „Carpe Diem“ nimmt schon jetzt Bewerbungen entgegen, hat nach eigener Aussage gar schon Pflegekräfte eingestellt und arbeitetet sie bis zur Eröffnung in unternehmenseigenen Einrichtungen in Mettmann und Neukirchen-Vluyn ein.

Oberbürgermeisterin Dagmar Mühlenfeld zeigte sich gestern angetan vom intergenerativen Projekt: „Etwas Nachhaltiges entsteht, das gleichzeitig identitätsstiftend für den Stadtteil ist.“ Sie betonte dabei, dass es genau im Sinne der Stadt sei, wohnortnah Betreuungsangebote zu schaffen. „Es macht keinen Sinn, ältere Menschen irgendwohin zu verpflanzen.“