Mülheim. .

Noch sind nicht alle Baugenehmigungen erteilt, da können sich Interessenten schon eine Wohnung im Seniorenpark Speldorf, auf dem Areal der ehemaligen Lederfabrik Hammann, sichern. Der Mieterschutzbund, dem die WAZ entsprechende Vertragspapiere zur Prüfung vorgelegt hat, mahnt indes vor eiligem Vertragsabschluss. Nachbesserungen seien zum Schutz der Mieter dringend empfohlen.

Wie berichtet, will eine Projektgesellschaft aus Schermbeck an Ort und Stelle bis Frühjahr 2013 80 vollstationäre Pflegeplätze, aber auch mindestens 33 an Pflegedienstleistungen angebundene Seniorenwohnungen und eine Kita schaffen. Betreiber wird „Carpe Diem“, ein auf diesem Feld umtriebiges Unternehmen aus Wermelskirchen.

„Die Nachfrage nach heimnah betreutem Wohnen“, stellte dessen Geschäftsführer Martin Niggehoff gestern während eines Infotages in Speldorf fest, „ist so groß, dass wir davon ausgehen, zur Eröffnung fast alle Wohnungen vermietet zu haben.“

Senioren können sich Wohnungen reservieren lassen

Schon jetzt können Senioren Grundrisse der Wohnungen studieren und sich eine reservieren lassen. Der WAZ liegt eine entsprechende „Optionsvereinbarung“ samt Mietvertrag von Carpe Diem vor. Interessenten wird dabei eine Frist von wenigen Wochen für die Gegenzeichnung eingeräumt. Knackpunkt: Tun sie es, wird ein „Optionsentgelt“ in Höhe von drei Nettomonatskaltmieten fällig. Es ist aber weder geregelt, was genau mit dem überwiesenen Geld bis zum Tag des Einzugs passiert, noch wird den späteren Mietern ein Recht zugesprochen, von der Vereinbarung zurückzutreten.

Dieses Recht hat nur Carpe Diem. Was aber, wenn ein Mieter die Wohnung nach Fertigstellung gar nicht mehr bewohnen kann? Wenn er zwischenzeitlich etwa pflegebedürftig wird oder gar stirbt? Was ist, wenn der Investor in die Insolvenz gerät? Ist das Optionsentgelt, das zum Tag des Einzugs marktüblich in eine Kaution umgewandelt werden soll, dann verloren?

Man will auf die Kritik reagieren

Harald Bartnik, Geschäftsführer beim örtlichen Mieterschutzbund, hat die Vertragswerke für die WAZ geprüft – und hält sie aus oben genannten Gründen für problematisch. Mietinteressenten sollten darauf bestehen, dass ihnen Carpe Diem im Vertrag ein Rücktrittsrecht „aus wichtigem Grund“ einräumt und zusichert, das Geld „insolvenzsicher“ anzulegen.

Die WAZ konfrontierte gestern Carpe-Diem-Geschäftsführer Martin Niggehoff mit der Warnung des Mieterschutzbundes. Er sagte, man habe eine Änderung der Optionsvereinbarung bereits überlegt, da es damit „schon häufiger Probleme“ gegeben habe. Nun werde man sofort auf die Kritik reagieren und Interessenten keine Optionsvereinbarung mehr ohne Passus zum Rücktrittsrecht vorlegen.

Gleichzeitig betonte Niggehoff, dass es andernorts, wo „Carpe Diem“ mit Senioren-Wohnprojekten präsent sei, in Bezug auf den Rücktritt aus einem Vertrag „stets eine vernünftige Lösung für Interessenten gegeben“ habe. „Erst kürzlich hatten wir wieder einen Fall, wo ein Interessent zu seinen Kindern nach Berlin gezogen ist.“ Als „personenbezogener Dienstleister“ könne sich sein Haus gar nicht erlauben, in ein schlechtes Licht zu rücken.

Mieterschutzbund geht auf Nummer sicher

„Wenn wir Leute übers Ohr hauen würden, wäre das sehr kurzfristig gedacht.“ Selbstredend werde deshalb auch das „Optionsentgelt“ treuhänderisch – und damit sicher im Pleitefall – angelegt. Auf Nummer sicher geht laut Mieterschutzbund, wer sich dies vertraglich absichern lässt.

Im Seniorenpark soll es 41 bis 93 m2 große Wohnungen im denkmalgeschützten alten Fabrikgebäude an der Hansa-straße und in einem Neubau an der Lutherstraße geben. Die Monatsmiete hierfür (inkl. Servicepauschale pro Person und Nebenkosten) variiert zwischen 733 und 1593 Euro.