Mülheim.
Elf Mülheimer Sechstklässler lasen um die Wette – einen Text, den sie selbst ausgesucht hatten, und einen unbekannten. Es war der Stadtentscheid des Vorlesewettbewerbs des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels. Über mehrere Entscheide auf Stadt-, Bezirks- und Landesebene führt der Weg zum Bundeswettbewerb im Juni 2012.
Gerechnet hat Noah Aaron Laß (11) nicht mit dem Sieg beim Stadtentscheid des Vorlesewettbewerbs. Vor seinem Auftritt war der Schüler des Gymnasiums Heißen „schon ein bisschen aufgeregt“. Ausgesucht hatte er sich Ulrich Hubs „An der Arche um Acht“, ein Kinderbuch, das von drei Pinguinen erzählt: Zwei erhalten ein Ticket für die Arche und schmuggeln den dritten im Bunde als blinden Passagier an Bord. In der zweiten Runde musste Noah Aaron einen unbekannten Text vorlesen. Für ihn kein Problem: „Ich lese Mama und Papa gerne vor.“ Am Ende gewann er, ebenso wie Carine Madimba aus der integrativen Klasse der Realschule Stadtmitte, die in einer gesonderten Gruppe antrat.
"Beim Wettbewerb machen alle gerne mit"
Wie wichtig der Vorlesewettbewerb ist, um Kinder für Bücher zu begeistern, weiß Sybille Arendt, Deutschlehrerin an der Realschule Stadtmitte: „Wir haben keine typischen Lesekinder in der Schule, aber beim Wettbewerb machen alle gerne mit.“ Und: „Nach dem Wettbewerb ist vor dem Wettbewerb.“ Denn bereits in der fünften Klasse gibt es an der Realschule einen internen Lesewettstreit. In der sechsten Stufe wird der Schulsieger ermittelt, der im Stadtentscheid antritt.
In der Jury sitzen unter anderem Vertreter rund um das Kulturgut Buch. So auch der Mülheimer Kinderbuchautor und pensionierte Schulleiter Frederic S. Hensch. An 102 Schulen im Ruhrgebiet hat er bereits aus seinen Büchern gelesen und weiß: „Kinder hören gerne zu und haben viele Fragen.“
"Neue Medien nehmen einen immer größeren Raum ein"
Kinderbücher schreiben sei sein Beitrag zum Lesen lernen. „Der Wettbewerb ist wichtig für die Kinder“, sagt Petra Büse-Leringer von der Buchhandlung „Bücherträume“. Schwindet das Interesse der Kinder am Gedruckten? Nach wie vor kämen viele Eltern mit dem Nachwuchs in die Buchhandlung. Silke Rekos arbeitet in der Jugendabteilung der Stadtbücherei Mülheim. Sie erklärt: „Es gibt genügend Kinder, die lesen, aber neue Medien nehmen einen immer größeren Raum ein.“ Führungen und Bastelveranstaltungen bietet die Bücherei an, um die Kinder ans Lesen heranzuführen.