Marl. .
Werner Eisbrenner hat sich bestens vorbereitet. Der Marler Vorsitzende des „Freundeskreises der Jugendbücherei im Türmchen“ hat ein Redegerüst geschrieben, auf dass es ihm angesichts der Auszeichnung mit dem „Vestischen Preis für Menschen mit Ideen“ nicht die Sprache verschlägt. Doch als er und einige seiner rund 200 Mitstreiter vom Freundeskreis am Mittwochabend im Marler Theater von Landrat Cay Süberkrüb mit Urkunde, Blumen, Prämie bedacht werden, hält sich der 66-Jährige bescheiden im Hintergrund.
Vom Buchtheater bis zum Musical
Eisbrenner geht es nicht um seine Person. Dem Vater dreier (inzwischen erwachsener) Kinder geht es stets um die Sache: Leselust bei Kindern zu wecken, ihre Lesekompetenzen zu fördern, auf dass sie das Interesse an Literatur dauerhaft bewahren. Mit Hilfe von Autorenlesungen, Vorlesestunden, Buchtheater, Bastelaktionen.
Eisbrenner und sein „Freundeskreis“ verfolgen ihre Ziele bereits seit Jahren, 1993 wurde der Verein gegründet. Deshalb auch passt es vortrefflich, dass ihm in diesem Jahr der „Vestische Preis“ für ehrenamtlichen Einsatz in der Kulturarbeit in der Kategorie „nachhaltige Wirkung“ verliehen wird. Das „Türmchen“, dessen Existenz in den 1990er Jahren und auch danach immer mal wieder durch Sparnöte bedroht war, sei „erst durch das jahrelange und vor allem durch Beharrlichkeit gekennzeichnete Engagement des Freundeskreises zum wahrhaft nachhaltigen Kulturobjekt geworden“, lobte Cay Süberkrüb folgerichtig in seiner Laudatio. Eisbrenner hatte auf seinem Redemanuskript dazu u. a. dies formuliert: „Wer lesen kann, kann alles möglich machen!“
Alles möglich machen zu können: Von derlei Grundidee ist auch das ehrenamtliche Engagement der zwei übrigen Vestischen Preisträger des Jahres 2012 geleitet. Walter Hüßhoff (64) heißt der eine, ein ehemaliger Bergmann aus Gladbeck, der sich einsetzt für Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund, der Integration vorantreiben und jungen Leuten helfen will beim Übergang von der Schule in den Beruf (ausgezeichnet für „dauerhaftes Engagement“).
Und der dritte Preisträger schließlich ist Tim Berkels (22), der Halterner erhielt den Vestischen Preis in der Kategorie „kreative Idee“. Wobei allein schon sein Mut, das nach wie vor nicht allseits offen behandelte, behandelbare Thema Homosexualität auf die Bühne zu bringen, Respekt verdient.
Tim Berkels nämlich, der 2010 die „Young Musical Organisation – Die 2. Besetzung“ gründet, eine Gruppe musicalbegeisterter junger Menschen aus verschiedenen Kulturen, führt 2011 in Bottrop mit der „2. Besetzung“ die auf einer wahren Begebenheit in den USA beruhende (und auch schon verfilmte) Geschichte des homosexuellen Bobby Griffith auf. Samt tragischen Endes: Infolge des intoleranten Umfeldes nämlich begeht Bobby Suizid. Der Erlös der Aufführung, so Tim Berkels, kam übrigens sozialen Zwecken zugute, so soll es auch beim nächsten Projekt sein: „Circus Entertain“, eine Tanz-Gesangs-Gala (Premiere: 2013).
Wie hatte es Landrat Cay Süberkrüb in seiner Laudatio doch formuliert? „Ehrenamtliches Engagement im Kreis Recklinghausen ist bunt. Und unglaublich vielfältig.“