Mülheim. Eine ausführliche Liste zum Altersschnitt der Mülheimer Lehrer liefert reichlich Diskussionsstoff. Was ist besser, alte Schule oder frischer Wind im Klassenzimmer?

„Wie haben sich die Unterrichtsbedingungen an den Schulen in den letzten Jahren entwickelt?“ Diese „Kleine Anfrage“ richtete die FDP-Fraktion Mitte Juli an die rot-grüne Landesregierung, und zwar gleich in Serie, denn nach zahlreichen Kreisen und Kommunen erkundigten sich die Liberalen.

Nun sind die Antworten da, zusammengestellt vom NRW-Ministerium für Schule und Weiterbildung. Speziell für Mülheim kann man hier beispielsweise das Durchschnittsalter der Lehrkräfte an nahezu allen Schulen nachlesen (siehe Tabelle unten) und stößt auf eine bemerkenswerte Spanne von fast 13 Jahren: Während die Pädagogen an der Pestalozzischule auf einen mittleren Wert von 37,5 Jahren kommen, beträgt der Altersschnitt an der Städtischen Gemeinschaftsgrundschule am Saarnberg bereits 50,4 Jahre. Allerdings: Alle Zahlen stammen aus dem Herbst 2011. Seither hat es einige personelle Veränderungen gegeben, die die Statistik noch nicht abbildet.

Wer macht besseren Unterricht?

Diskussionsstoff liefert die Liste dennoch, etwa darüber, ob das Alter des Kollegiums die Qualität einer Schule beeinflusst. Wer macht besseren Unterricht: junge Leute, die frisch aus dem Referendariat kommen, oder gestandene Lehrer der Generation 50plus? Eine Frage, die vielleicht auch Eltern anders beantworten als Kinder und Jugendliche.

Zwei Stimmen hierzu von Fachleuten aus Mülheim:

Heike Freitag, die als Schulrätin für die hiesigen Grundschulen zuständig ist, meint: „Das Alter von Lehrern sagt meiner Ansicht nach nichts über die Qualität des Unterrichts aus. Die einen bringen ihre Erfahrung mit, die anderen die neueste Methodik. Am besten arbeiten gemischte Teams.“

Wobei die Statistik nur wenig über den Altersmix vor Ort aussagt: Wenn genau die Hälfte eines Kollegiums aus 30-Jährigen besteht und die andere Hälfte aus 60-Jährigen, kommt man auf einen Durchschnitt von 45 Jahren, ebenso, wenn dort ausschließlich Mittvierziger unterrichten.

Höchster Altersschnitt

„Haben wir wieder gewonnen?“ Michael Kroker, Leiter der Städtischen Gemeinschaftsgrundschule am Saarnberg, reagiert auf die telefonische Anfrage mit Humor. Sein Kollegium, in dem 13 Leute arbeiten, wies schon bei der vorigen Erhebung, im Oktober 2010, den höchsten Altersschnitt aller Mülheimer Schulen auf. Wobei Kroker von den Zahlen „etwas irritiert“ ist: „Dort wurden Kolleginnen eingerechnet, die gar nicht mehr da sind.“ Nur drei aus seinem Team seien älter als 50. Wie auch immer: Sie würden sich über neue junge Leute freuen, denn diese seien „sehr gut ausgebildet“ und seltener krank. Doch gerade im Grundschulalltag spiele das Alter keine entscheidende Rolle, meint Kroker: „Die körperliche Belastung ist für die Lehrer nicht so groß, wie an den weiterführenden Schulen.“

Im nordrhein-westfälischen Landesschnitt sind übrigens Grundschullehrer 45,9 Jahre alt, ihre Kollegen an den Gymnasien 46,6 Jahre, an den Realschulen 47,8 und an Hauptschulen sogar 50,7.