Eppinghofen. .
Sie hören nichts und bewegen sich trotzdem im Rhythmus der Musik. Wenn Gehörlose tanzen, muss es nicht still sein, im Gegenteil: Um den Bass zu spüren, zählen vor allem tiefe Töne. Der Tequilas Club an der Sandstraße veranstaltet am Samstag, 8. September, zum ersten Mal eine Party für Taube, Schwerhörige und Freunde.
Der 8. September wird im Tequilas Club zum Gehörlosen-Tag. Ruhig wird es dort trotzdem nicht. Los geht es nämlich schon um 15 Uhr, wenn Kinder und Jugendliche am Tanzworkshop teilnehmen. „Der Lehrer, DJ Tobiz, ist selbst taub und wird mit den Kindern Hip-Hop tanzen“, erklärt Susanne Laznik, die für die Organisation und Koordination der Special Events, also der besonderen Veranstaltungen, im Club verantwortlich ist. In dem Tanzworkshop studieren die Teilnehmer eine Choreographie ein – nach gefühlten Bassklängen. „Hip-Hop, House oder Shuffling, in Kombination mit der Gebärdensprache.“ Ab 16 Uhr schreibt DJ Tobiz dann fleißig Autogramme. Denn der DJ ist bekannt aus der RTL-Sendung „Das Supertalent“, bei der er 2010 den dritten Platz belegte.
Bekannt aus „Das Supertalent“
Ab 20 Uhr wird dann die Musik aufgedreht – das Publikum trudelt ein und die Party beginnt. Zu hören gibt es R’n’B, House und Chartmusik. Wie funktioniert das? „Wir haben es bereits getestet: Die Anlage wird ein bisschen lauter gedreht und der Bass intensiver eingestellt“, erklärt Susanne Laznik. Auch der Einsatz des Lichtes sei wichtig für eine Gehörlosen-Feier. Dieses ist je nach Rhythmus des Liedes schnell oder langsam, hell, dunkel oder bunt eingestellt. „Um Sinne und Gespür miteinander zu vereinbaren.“ Menschen, die schlecht oder gar nicht hören können, spüren dann nicht nur die Vibrationen, sondern bewegen sich auch nach dem Takt, den das Licht vorgibt. „Bei den Tests haben wir herausgefunden, dass unsere Location ideal dafür ist.“ Denn im Tequilas Club ist nicht nur der Boden aus Holz, auch Tische, Stühle und anderes Inventar bestehen daraus. „Das transportiert die Schwingungen gut.“
Der Takt, den das Licht vorgibt
Auf die Idee zu einem solchen Abend kam Club-Inhaber Thomas Meinerz, dessen Eltern selbst gehörlos sind, durch den Regisseur Manfred Mertz (MM Filmstudios). Dessen Team war auf der Suche nach einer geeigneten Location für einen neuen Film „Stille Angst“, der 2014 erscheinen soll. Während der Party, ab 21 Uhr, nutzt das Filmteam die Möglichkeit, einige Szenen zu drehen. „Es ist auch eine Schlägerei-Szene mit den Darstellern angekündigt“, warnt Susanne Laznik. „Da braucht das Publikum aber keine Angst zu haben.“ Und die Party geht währenddessen weiter. „Das Publikum wird sehr gemischt sein“, ist sich Susanne Laznik sicher. Alle sollen gemeinsam feiern – ob gehörlos, schwerhörig oder hörend.
Neben diesem Event veranstaltet die Partylocation an der Sandstraße viele weitere Veranstaltungen außerhalb des normalen Partygeschäfts. Dieses findet schließlich nur von freitags bis sonntags statt – die Räume können aber auch in der Woche gut genutzt werden. Da finden Salsa-Tanzkurse statt oder auch die Konzert-Reihe Rock im Club, bei der Mülheimer Nachwuchsbands eine Bühne finden.
„Wir versuchen, die Räume optimal zu nutzen.“ Gemeinsame Projekte möchte der Club daher angehen, Kooperationen mit der benachbarten Laserball-Halle, der Industrie oder der Hochschule sind angedacht. „Wir wollen uns in der Kulturszene in Mülheim vernetzen und die Kultur der Stadt einbinden“, meint Susanne Laznik.
Veranstaltungen wie die Disco für Gehörlose könnten in Zukunft also öfter stattfinden.
Der Tanzworkshop für Kinder und Jugendliche im Alter von 8 bis 16 Jahren mit DJ Tobiz findet am 8. September von 15 bis 16 Uhr statt und kostet 8 Euro Teilnahmegebühr – ein Softgetränk ist inklusive.
Anmeldungen werden ab sofort entgegen genommen, denn die Teilnehmerzahl ist begrenzt. Anmeldungen per E-Mail: info@tequilasclub.de
Weitere Info: www.tequilas-club.de