Schwelm. Trotz seines Handicaps muss Jan-Christoph Zoch auf nichts verzichten. Er ist zwar seit seiner Geburt beinahe taub, hat aber Abitur, ein angefangenes Studium, einen Ausbildungsplatz. Außerdem ist er verlobt und zieht bald mit seiner Freundin zusammen.
Gesunde können sich schwer vorstellen, wie es wäre, auf ein Sinnesorgan verzichten zu müssen. Jan-Christoph Zoch ist seit seiner Geburt so gut wie taub. Zeus-Reporter Fabian hat mit ihm über sein Handicap gesprochen
Zeus: Reporter: Wie alt bist du?
Jan-Christoph Zoch: 23 Jahre.
Möchtest du über deine Behinderung reden?
Ja gerne, seit meiner Geburt bin ich, hochgradig an Taubheit grenzend, schwerhörig. Als ich klein war, trug ich Hörgeräte. Ich konnte aber nur Geräusche hören, auch die Sprache war nur ein Geräusch. Deshalb konnte ich nicht sprechen lernen. Mit knapp sechs Jahren bekam ich einen Sprachprozessor, ein sogenanntes Cochlear Implantat (CI), das mir mein Gehör ersetzte.
Wo bist du zur Schule gegangen?
Zuerst habe ich einen Kindergarten für Schwerhörige in Düsseldorf-Gerresheim besucht. Dort wurde ich auch in die Grundschule für Schwerhörige eingeschult. Danach wechselte ich auf eine Realschule mit Internatsunterbringung in Dortmund. Auch das war eine Schule für hörgeschädigte Kinder. Leider gibt es in Nordrhein-Westfalen kein Gymnasium für Kinder mit Höreinschränkungen. Nach Beendigung meiner Realschulzeit und dem Abschluss der mittleren Reife mit Qualifikation, stand für mich fest, dass ich das Abitur machen möchte. Hierfür meldete ich mich am Rheinisch-Westfälisches Berufskolleg an und machte dort im Juni 2010 mein Vollabitur.
Auch wenn die Anforderungen der gymnasialen Oberstufe sehr schwer für mich waren, ließ ich mich nicht entmutigen und arbeitete und lernte fleißig, um mein Abitur zu schaffen. Der Lernstoff ist der gleiche wie an einem Gymnasium, das hörende Menschen besuchen. Nur die Klassengröße ist kleiner als an einem Gymnasium für Hörende. Außerdem gibt es an dem Berufskolleg in Essen drei verschiedene Abschlussmöglichkeiten, nämlich Erziehungswissenschaften, Wirtschaftswissenschaften und Naturwissenschaften. Ich entschied mich für Wirtschaftswissenschaften. Nach meinem Abitur schrieb ich mich an der Universität in Köln für den Bereich Lehramt Sonderpädagogik, Hören und Kommunikation ein, da ich eigentlich Lehrer an einer Schule für Hörgeschädigte werden wollte. Das erste Semester schloss ich ab und legte mein Studium erstmal auf Eis, um eine Ausbildung zu machen.
Welche Ausbildung möchtest du denn machen?
Mein Wunsch war es, Industriekaufmann zu werden. Es folgten zahlreiche Bewerbungen in Firmen und Betrieben mit den dazu gehörenden Eignungstests und Vor-stellungsgesprächen.
Hattest du mit deinen Bewerbungen Erfolg?
Zuerst sah es nicht danach aus, da ich auch einige Absagen erhalten habe. Jetzt habe ich aber Anfang November dieses Jahres die Zusage für einen Ausbildungsplatz zum Industriekaufmann bei den Wuppertaler Stadtwerken (WSW) bekommen.
Wann beginnt Deine Ausbildung?
Ich beginne am meine Ausbildung bei den WSW am 1. September 2012.
Was machst Du in Deiner Freizeit?
Nebenbei arbeite ich seit Juni 2010 bei MC Donalds in Schwelm in Teilzeit in der Küche.
Was machst Du wenn Du nicht arbeitest?
Ich verbringe meine Freizeit mit meiner Verlobten. Wir unternehmen Kurzreisen, zum Beispiel war ich bereits für vier Tage in London. Außerdem betreibe ich Nordic Walking und ich lese gerne und viel. Zurzeit richten wir unsere erste gemeinsame Wohnung ein.
Jan-Christoph, danke für deine ausführlichen Antworten! Ich wünsche Dir für deine Zukunft alles Gute, viel Erfolg und einen guten Start für deine Ausbildung nächstes Jahr.
Interview: Fabian Zoch, Klasse 8 a, Gustav-Heinemann-Schule, Schwelm