Mülheim. .

Beim Kampf gegen die Spielsucht setzt die Bundesregierung laut Medienberichten alles auf eine Karte: die Spielerkarte. Ein Gesetzentwurf des Wirtschaftsministeriums sieht vor, dass künftig Spielautomaten nur mit einer Karte bedient werden können. So sollen Jugendliche ferngehalten und das Spielen an mehreren Geräten gleichzeitig unmöglich gemacht werden. Bei Fachleuten der Suchtberatung sind diese Pläne umstritten. Auch Alfred Abresch ist skeptisch. Er leitet das Ambulatorium, eine Beratungs- und Behandlungsstelle des Diakonischen Werkes, die neben Alkohol- und Medikamentenabhängigen auch Spieler betreut.

Mit einer personalisierten Karte könnte sich Alfred Abresch grundsätzlich anfreunden. „Jede Form der Beschränkung ist günstig“, sagt er. Soll heißen: Je schwerer es Menschen gemacht wird, zu zocken, desto besser. In Kasinos beispielsweise sei es Spielern möglich, sich selbst zu sperren. Ihnen werde künftig der Zutritt verweigert. In Spielhallen gehe das bislang nicht.

Da könne eine Spielerkarte eine Hilfe sein – aber nur, wenn sie nicht zugleich Geldkarte ist. Auch über diesen Plan, der bisher nicht vom Ministerium bestätigt wurde, wird berichtet: Von 200 €, die täglich aufgeladen werden können, ist die Rede. Für Abresch eine utopische Summe: „Zu uns in die Beratung kommen Leute, die gehen mit 5 € in der Tasche spielen.“ Zudem falle damit eine Hürde weg: „Wenn ich noch 50 € in der Tasche habe, muss ich mir überlegen, ob ich die ausgebe oder nicht. Wenn ein Spieler 200 € auflädt, sind die weg.“

Spielsucht ist und bleibt ein Problem

Nach wie vor bleiben für den Di­plom-Sozialpädagogen die rund 20 Mülheimer Spielhallen Hauptproblem: Online- und Sportwetten hingegen sind im Ambulatorium rückläufig. „In diesem Jahr war noch keiner deswegen da.“ Als effektiv hat sich aber erwiesen, Flyer der Beratungs- und Behandlungsstelle in Spielhallen auszulegen – sehr zur Verwunderung Abreschs: „Es gibt Menschen, die sind direkt aus der Spielhalle zu uns gekommen. Das waren drei oder vier Fälle in diesem Jahr.“ Dass diese Menschen – überwiegend Männer jeden Alters – von selbst kommen, sei ein Erfolg.

Die Spielsucht ist und bleibt ein Problem in Mülheim, das zeigt sich auch in der Selbsthilfegruppe für Spieler, die sich laut Abresch unter der Leitung eines einst selbst Betroffenen „prima entwickelt“ und zudem „aus allen Nähten platzt“.