Mülheim. . Angefangen mit kleinem Publikum in Szenelokalen wie dem Djäzz, rückt Eva Kurowski mit ihrer einzigartigen Jazz-Stimme immer mehr ins Rampenlicht. Neben ihrer Gesangskarriere ist sie mittlerweile auch Buchautorin und Schauspielerin. Die Musik steht dabei für sie aber immer an erster Stelle.
Zum ersten Mal durfte ich Eva Kurowski vor einigen Jahren bei einem Auftritt im Duisburger Djäzz erleben. In einem bodenlangen Siebzigerjahre-Kleid stand die schlanke Frau auf der Bühne des Szenelokals, durch die niedrigen Decken des Kellerraums erschien sie noch größer als sie ist. Vor kleinem Publikum gab sie mit ihrer Jazzband ein atmosphärisch beeindruckendes Konzert.
Ich war amüsiert und fasziniert von den unterhaltsamen und etwas skurrilen Texten, die sie mit ihrer klaren Jazz-Stimme vortrug. Ein sehr poetischer Abend mit Ruhrgebietscharme, an dem ich mich wunderte, dass er nicht ausverkauft war. Nun könnte sich das vielleicht ändern, denn die Künstlerin rückt mehr und mehr ins Rampenlicht.
Der Rowohlt Verlag hat sie unter seine Fittiche genommen und ihr Buch unter dem Titel „Gott schmiert keine Stullen – Eine Kindheit zwischen Lenin, Jazz und Leberwurst.“ herausgegeben. Außerdem ist eine zweite CD, die auf ihren baldigen Veröffentlichungstermin wartet, bereits fertiggestellt. Als Schauspielerin hat sie ihr Multitalent ebenfalls bewiesen. Im Essener Grillo Theater spielt sie zurzeit in Friedrich Schillers „Kabale und Liebe“ (nächster Termin: 27. Juni) die Rolle der prolligen Barsängerin und singt das zum Stück passende Titelstück ihrer ersten CD „Reich ohne Geld“.
Die Musik steht an erster Stelle
Aber was ist Eva Kurowski, Wahl-Mülheimerin, geboren 1965 in Oberhausen, Tochter des Jazz-Trompeters, Kontrabassisten und Grafikers Walter „Kuro“ Kurowski, denn nun eigentlich vor allem? Sängerin, Buchautorin, Schauspielerin, Kabarettistin?
„Für mich kommt ganz klar die Musik an erster Stelle, denn sie war für mich immer Lebenselixier, da könnte ich nie drauf verzichten“, sagt Eva Kurowski, die an der Neuen Schule für Musik Gesang unterrichtet.
Schon mit 17 Jahren ist sie aufgetreten. Frühe Weggefährten, Freunde und Förderer ihrer Musikkarriere waren und sind Helge Schneider, Uwe Lyko alias Herbert Knebel oder Tim Isfort. Mit dem verstorbenen Christoph Schlingensief hat sie im Mülheimer Filmclub 69 das Vorprogramm gestaltet. Ihren Vater hat sie früher bei seinen regelmäßigen donnerstäglichen Jazzkonzerten in der Oberhausener Musikkneipe „Gdanska“ mit ihrem Jazz-Gesang begleitet, macht nun seit vielen Jahren ihren unverwechselbaren deutschen Jazz und singt nur noch hin und wieder mit ihm.
Schreiben ohne Druck
Viele Mülheimer erinnern sich vielleicht, dass Eva Kurowski im Jahr 2008 Helge Schneiders Wusical „Mendy“ aufwändig in der Reithalle des Autonomen Zentrums inszeniert hat. Es folgte der Umzug des Reiterhof-Dramas zum Ringlokschuppen und schließlich das Finale in der Freilichtbühne.
Mit Sohn Leo und ihrem Mann Mike Gosen fährt sie jedes Jahr mit einem kleinen Wohnmobil, „das schon unter Artenschutz steht“, auf den Peloponnes. „Wenn ich im Griechenland-Urlaub unter Musikentzug leide, zwinge ich Mike manchmal dazu, zu meinem Gesang Gitarre zu spielen“, erzählt sie lachend.
Dort habe sie auch Muße zum Schreiben gefunden, wobei sie nicht unter Druck stünde, sich so komprimiert ausdrücken zu müssen wie beim Liedtexten. „Mit manchen Lied-Sätzen gehe ich wochenlang spazieren, bevor sie mir gefallen“, erklärt sie. Ist sie mit dem Text zufrieden, komponiert sie die Melodie am Klavier und übt das Stück schließlich mit ihrer Band in der kleinen Küche ein.
Beim Schreiben ihrer autobiografischen Kindheits- und Jugenderinnerungen ist es ihr gelungen, witzig und gleichzeitig bewegend über ihre aufregend-chaotische Kindheit zu schreiben. Das gute Verhältnis zu ihren Eltern wurde durch die Veröffentlichung der sehr persönlichen Geschichten nicht getrübt, denn sie hat einen Stil gefunden, in dem sie ihr Verständnis und ihre Liebe für die ihr nahe stehenden Menschen deutlich machen konnte, ohne zu verletzen. „Ich möchte mein Publikum und meine Leser mit meiner Musik und meinen Texten vor allem unterhalten, ohne zu schockieren oder betroffen zu machen“, sagt Eva Kurowski, und freut sich auf weitere spannende Herausforderungen.
Mit ihrer Band (Kontrabassist Hartmut Kracht an der Gitarre, Norbert Hotz am Kontrabass, Mike Gosen am Schlagzeug) tritt Eva Kurowski am Freitag, 22. Juni, um 19.30 Uhr vor kleinem Publikum in der Buchhandlung am Löhberg 4 auf.
„Wenn ich lese, hat das Showcharakter – und ich schmiere sicherlich auch ‘ne Stulle“, verspricht Eva Kurowski, und signiert auf Wunsch gerne Buch oder CD. Der Eintritt beträgt 12 Euro.
Das Buch „Gott schmiert keine Stullen“ ist beim Rowohlt-Verlag, das gleichnamige Hörbuch mit zusätzlichen Liedern bei Tacheles! erschienen.
Jazz in Mülheim