Mülheim..
Gestern ein Italien-Event „Auf dem Bruch“, heute Gemüsekunde und Currywurst für Grundschüler, morgen ein delikates Buffet für eine Veranstaltung – immer stecken Friedhelm Glass und sein Team dahinter. Der Küchenchef der Mülheimer Seniorendienste will aus Essen Erlebnisse machen. Seit 40 Jahren steht er in der Zentralküche in der Gracht am Herd.
Der 59-Jährige ist Motor und Inspirator zugleich. Mit Leib und Seele nicht nur Koch, sondern ein echter Genießer. „Eigentlich wollte ich ja Autoschlosser werden“, stellt er schmunzelnd fest. „Doch daraus wurde nichts.“ Mitte der 60er-Jahre: Mit knapp 14, direkt nach der Volksschule, begann sein Berufsleben. Warum aus der Schlosserkarriere nichts wurde? Die Antwort: Urlaub. „Meine Eltern hatten schon gebucht, als das Bewerbungsgespräch stattfinden sollte. Da konnte ich dann nicht hingehen.“
So wurde es eine Lehre zum Koch bei den Stockheim-Betrieben, heute ein Spezialist im Catering und in der Bewirtschaftung von Bahnhöfen und Flughäfen. Später war Wanderschaft angesagt. „Ich habe mir am Bahnhofskiosk die Hotel- und Gaststättenzeitung geholt, nach Stellen gesucht und mich beworben“, erinnert sich Glass. Arbeit gab es genug, Köche wurden dringend gesucht. Frei Kost und Logis plus ein gutes Gehalt. „Ich konnte in vieles hineinschnuppern.“
Jüngste Küchenleiter NRWs
Nach seiner Rückkehr in seinen Geburtsort Duisburg arbeitete Glass zunächst als Alleinkoch mit zwei Küchenhilfen in einem Restaurant, später in einem Duisburger Warenhaus-Restaurants, bevor er als Koch im öffentlichen Dienst der städtischen Altenheime in Mülheim anfing. Das war am Am 24. Juli 1972, pünktlich um 8 Uhr – im Rathaus, bei seinem neuen Chef, dem Sozialamtsleiter.
Noch heute erinnert sich der damals 19-Jährige an seinen ersten Eindruck vom Haus Gracht: „Ich war wie erschlagen von der großen Küche.“ Er machte seine Sache gut, nach vier Jahren stieg er zum Küchenleiter auf – mit 23. Damals war er der jüngste Küchenleiter in NRW.
1000 Essen täglich
Heute ist Friedhelm Glass immer noch dabei. „Ich kann hier meine Ideen verwirklichen“, sagt er. Bei der Ausstattung der Zentralküche, beim Einkauf der Zutaten oder bei Personalangelegenheiten. Sein Credo dabei, so der Küchen-Chef: Immer etwas Besonderes machen, immer kreativ sein, vor allem aber für eine gesunde Ernährung sorgen. Glass: „Die Ansprüche ans Essen sind zu Recht gewachsen.“
Glass ist rührig, auch im Umgang mit und bei der Suche nach Kunden für die Zentralküche. Längst wird hier das Essen nicht nur für die drei Einrichtungen des eigenen Unternehmens zubereitet. Auch Schulen, Kindergärten und andere Einrichtungen in Mülheim werden bedient. „Wir kochen heute im Durchschnitt rund 1000 Essen täglich“, so Glass. bilanziert er stolz.
Noch immer steht er mindestens zwei bis drei Stunden täglich in der Zentralküche mit am Herd. Ein Koch mit Leib und Seele.