Mülheim..
Sven Nöthel und 14 Kollegen aus ganz Deutschland haben was Gutes auf der Pfanne. Und das im doppelten Sinne: Denn der junge Kreative und seine Kollegen aus Deutschland, Österreich und Italien „kochen für eine bessere Welt“. Gastronomin und Mutter Heike Nöthel Stöckmann hat für die Benefiz-Aktion der jungen Vereinigung „Cookart“ das Restaurant „am Kamin“ in Winkhausen zur Verfügung gestellt. Das alte Fachwerkhäuschen von 1732, ein früheres Forsthaus, liegt ganz idyllisch mitten im Grünen am Striepensweg.
Am kommenden Samstag, 28. Juli, geht das Feuer „am Kamin“ nicht aus. An Kochstationen drinnen und draußen zeigen die Topköche, was sie so alles auf der Pfanne haben in zehn Gängen. Und Topfgucker sind dabei ausdrücklich erwünscht. „Es soll eine entspannte Koch-Party werden, sagt Sven Nöthel. Bars für Cocktails und Co. werden aufgebaut. Es sei die erste Benefiz-Veranstaltung in Deutschland von „Cookart“, dem Netzwerk junger Köche, das in Österreich gegründet wurde. „Wir machen sie hier, weil wir die Möglichkeit dazu haben“, sagt der junge Chef am Herd.
Nicht zuletzt „ist es für uns eine Ehrensache“. Der Erlös des Abends gehe je zur Hälfte an das Mülheimer Hermann-Giese-Haus für Menschen mit geistiger Behinderung sowie ans Palliativ-Netzwerk in Essen. „Man muss nehmen und geben können“, sagt Nöthel. „Wir sind seit jeher eng mit dem Hermann-Giese-Haus verbunden“, erläutert die Mutter.
Lieferanten sponsern die Ware
Die Veranstaltung „ist zu 100 Prozent gesponsert“, erklärt der junge Koch. Die Lieferanten geben ihre Ware gratis und die Köche werfen ihre Leistung in den Topf. Dazu gibt’s eine Tombola.
Das Restaurant ist seit über 50 Jahren ein Familienbetrieb. „Wir sind sehr zufrieden hier“, sagt Heike Nöthel Stöckmann. „Stammgäste aus Mülheim kommen, aber auch Gäste aus Oberhausen, Gelsenkirchen, Dinslaken, Voerde und Düsseldorf. Das zieht sich durchs ganze Ruhrgebiet.“
Im gemütlichen „Knusperhäuschen“ mit Bauernstube, Salon, Kaminzimmer, Kachelofen und dem urig bewachsenen Biergarten samt Brunnen ist gediegene Gastlichkeit angesagt. Die Speisen sind außergewöhnlich wie das experimentierfreudige junge Team in der Küche: Die Männer am Herd sind alle 24 Jahre alt. Neben Sven Nöthel tüfteln Bastian Werthmann und Tobias Schäfers an neuen Kreationen. Der junge Chef sammelte seine Erfahrungen bei Vater Peter Nöthel, dem Sternekoch vom „Hummer-Stübchen“ in Düsseldorf, sowie bei Sascha Stemberg in Velbert – ebenfalls eine angesagte Gourmet-Adresse.
Kulinarisch wollte Junior Nöthel „einen neuen Weg in der gehobenen Gastronomie gehen“ mit dem Wunsch, „einen Stern zu kriegen“, sagt er. Mindestens. Zu 14 Punkten im Gourmet-Führer Gault-Millau hat sich der junge Kreative schon vorgearbeitet. Das Restaurant ist unter den Top 50 im Ruhrgebiet. Experimentell bewegt sich Nöthel zwischen molekularer und regionaler Küche: „Alte Klassiker neu interpretiert.“ Und das, was er in der Küche gerne auch „Sous Vide“ (bei niedrigen Temperaturen in Vakuum schonend gegart) zaubert, ist so ausgefallen, dass er es den Gästen lieber direkt am Tisch erklärt, „anstatt ganze Romane auf die Speisekarte zu schreiben“.
Dazu gehört sicher das „Pulpofilet gebacken mit Ochsenherztomate und Parmesan-Marshmellow“ oder das Kalbsfilet mit flüssigem Lardo-Kartoffel-Raviolo“. Unter Rehrücken im Nusskrokant mit Knödelburger und Pilzwald kann man sich noch etwas vorstellen. Aber was ist Durocschwein im Holzkohlesud mit gegrillter Ananas oder Käse-Eis?
Auf neue Geschmackserlebnisse muss man sich mutig einlassen. Das A und O sind die Aromen. „Aber wir sind uns auch nicht zu schade, Bratkartoffeln zu machen“, sagt Sven Nöthel. Sein Erfolgsrezept: 100 g Leidenschaft, 1 Esslöffel Zeit, 3 Pfund Geschmacksknospen, 1 Becher geschärfte Sinne und 50 g Muße.