Winnie, die Terrier-Mix-Hündin, ist die Chefin im Haus, Emma mimt den Familien-Clown und Franky gefällt sich als „Ziehvater der Welpen“. Denn: Kerstin Walczyk beherbergt in ihrer Wohnung in Saarn nicht nur ihre eigenen drei Vierbeiner, sondern recht häufig auch noch einen kleinen Pflege-Hund (oder sogar mehrere).
Seit 2005 hat sie insgesamt 39 vernachlässigte, kranke oder malträtierte Tiere in „Kurzzeitpflege“ genommen, aufgepäppelt und bis zur Weitervermittlung an nette Menschen mit viel Fachverstand und großem Herzen betreut.
Emma wurde in einer Mülltone gefunden
Übel mitgespielt wurde einst auch ihren wuscheligen Mitbewohnern. „Emma beispielsweise wurde vor einigen Jahren in Griechenland in einer Mülltonne gefunden. Jemand hatte sie an einem Strick hinter dem Motorrad oder Auto hergezogen. Durch das Schleifen über den Asphalt hatte sie kein Fell mehr und panische Angst vor Menschen“, erzählt die 49-Jährige.
Solche Tier-Schicksale gelte es unter allen Umständen zu verhindern, meint die gebürtige Dresdenerin, die seit 1989 in Mülheim lebt. Im Internet hat sie sich vor Jahren schon über Tierschutzorganisationen schlau gemacht, sich als private Pflegestelle beworben - für Hunde aus Südeuropa, die dort ausgesetzt und misshandelt wurden.
"Man muss Überzeugungsarbeit leisten"
„Es ist mir allerdings wichtig, mich in einer Organisation zu engagieren, die an der Situation der Tiere in ihren Herkunftsländern etwas zu ändern versucht. Es bringt doch nichts, die Tiere nur nach Deutschland zu holen. Aktive Hilfe vor Ort und politische Initiativen sind notwendig. Man muss außerdem Überzeugungsarbeit leisten, deutlich machen, dass ein Hund mehr als ein bloßes Nutztier ist - was viele Südeuropäer aber nämlich leider meinen“, sagt Kerstin Walczyk.
Mülheims Ehrenamtler des Jahres 2012
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Sie schätzt daher die Organisation Animal Pard Net e.V., die in Nikiti (Nordgriechenland) eine Hundeauffangstation betreibt, in der kranke Straßenhunde behandelt werden und nicht mehr vermittelbare Schützlinge ihr „Altenteil“ verbringen können. „Animal Pard Net führt auch Kastrations-Aktionen bei herrenlosen Tieren durch“, so Walczyk. Tierärzte aus Deutschland seien häufig ehrenamtlich für den Verein im Einsatz.
Immer im Dienst für die Tiere
„Immer im Dienst (der Vierbeiner)“ ist jedenfalls die Saarnerin. Nach der Arbeit - wegen des zeitintensiven „Hobbys“ ist sie nur noch in Teilzeit aktiv - geht sie mit ihren Hunden Gassi, danach gilt es, Mails zu beantworten, Anrufe (bis spät abends) entgegenzunehmen – und dabei Hilfe für Tiere zu organisieren, die ansonsten keine Chance auf ein würdiges Leben hätten.
Bei der Vermittlung von Hunden aus Südeuropa (zuweilen aber auch aus Deutschland) legt Kerstin Walczyk Wert auf Sorgfalt, sie besucht die Bewerber und prüft bei Hausbesuchen ganz genau, ob Tier und zukünftige Halter vom Charakter und den Lebensumständen auch zusammenpassen. „Manchmal passt es eben nicht, dann muss man auch nein sagen. Unsere Hunde sollen ja nicht vom Regen in die Traufe kommen“, berichtet sie.
Auch Online-Arbeit gehört dazu
Für den Tierschutz verbringt die Bürokauffrau aber auch Stunden vor dem Computer. Sie hat die deutsche Homepage für „Animal Pard Net e.V.“ gestaltet und ein Forum eingerichtet, auf dem Tierschützer und Tiersuchende sich austauschen können. Außerdem versucht sie, Geld- und Futterspenden einzutreiben, und stellt sich mit Mitstreitern auf Trödelmärkte, um weitere Einnahmen zu erzielen.
Wenn ehemalige Pflege-Hunde in ihrer neuen Familie aufblühen, dann freut sich Kerstin Walczyk sehr. Es gibt aber auch traurige Momente. Erst kürzlich nahm sie einen kranken Welpen aus Griechenland auf, der bei der Operation hier in Deutschland dann leider starb. Sie will trotzdem weiter Notfallpflegestelle bleiben und daran mitwirken, dass es künftig immer weniger arme Streuner gibt.
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