Hattingen. Als Sattlerin prüft Anne Monetha die Rückenmuskulatur der Pferde.

Wenn der Sattel auf dem Pferderücken nicht richtig sitzt, kann das schlimme Folgen haben. Deshalb fährt Sattlerin Anne Monetha (30) immer zuerst zum Stall, um sich das Pferd anzuschauen, bevor sie einen Sattel herstellt oder restauriert.

In ihrer Werkstatt „An der Ostheide 6“ in Bredenscheid riecht es nach Leder. Viele fertige Sättel gibt es hier, und auch die, an denen sie noch etwas verbessern muss. In Kisten liegt Schafswolle, überall hängen Werkzeuge an den Wänden. „Die Arbeit des Sattlers ist heute noch fast genauso wie vor 300 Jahren“, sagt Anne Monetha, „das Meiste kann nur per Hand angefertigt werden.“ Drei bis vier Monate dauert es, bis ein neuer Sattel fertig ist, da es viele verschiedene Arbeitsschritte gibt. Ab 2000 Euro kostet er dann. Dafür setzt sie sich zunächst an den Zeichentisch, entwirft mit Lineal, Stift und Papier Schablonen. „Jedes Pferd ist individuell, da können zwei Millimeter Größenunterschied schon etwas ausmachen.“ Dann sucht sie das Leder aus, schneidet es zu, putzt Lederriemen auf, damit die Kanten und Enden glatt werden und schön aussehen. Sie näht die einzelnen Stücke per Hand und mit der Nähmaschine zusammen. Dann schneidet sie das Leder vom Sitzkissen wieder auf und füllt es mit Wolle, Acrylwatte oder Silikonwatte. „Früher nahm man als Füllung Kapok, Pflanzensamen, die so ähnlich aussehen wie die von Pusteblumen. Wenn die feucht werden, werden sie allerdings bretthart.“

Ein leichter Rennsattel wiegt nur 200 Gramm, ein Westernsattel kann bis 20 Kilogramm schwer sein. Da holt sie ihren Schatz hervor. „Das ist ein Oldtimer, ein Westernsattel aus den 1930er Jahren, den Henry Schweitzer gebaut hat“, erklärt sie und zeigt auf den aufgedruckten Stempel mit seinem Namen. „Henry Schweitzer hat die Entwicklung vom Cowboysattel zum Sportsattel vorangebracht.“ Sie deutet auf das Horn vorne am Sattel. „Hier sieht man noch Abdrücke vom Lasso, das dort umgebunden war.“ Der Westernsattel hat Bügel aus Holz. „Der Sattel lag lange bei jemandem auf dem Dachboden, ich habe ihn in einem schlechten Zustand bekommen und ihn repariert, doch dabei möglichst viel original gelassen.“

Sattlerin zu sein, ist ihr Traumberuf. Sie liebt Pferde, hat selbst einen Haflinger und ein Bayerisches Warmblut. „Außerdem habe ich schon als Kind jedes Lederstück gesammelt und daraus etwas gebastelt.“ Seit mehr als zehn Jahren arbeitet sie in dem Beruf, seit 2009 ist sie selbstständig. Ebenso lange leitet sie den Westernbereich der Reitschule RV Infinitus, bildet Pferde aus und unterrichtet auch Behinderte und ältere Reiteinsteiger. Anne Monetha hat neben ihrer Lehre zur Sattlerin auch Berufspädagogik und Gestaltungstechnik an der Uni Essen studiert.

Die meisten Aufträge bekommt sie von privaten Pferdebesitzern aus der Region. „Ich habe auch schon eine Anfrage aus Mallorca bekommen, aber das ist nicht realisierbar.“ Denn wichtig ist ihr, zu sehen, ob der Sattel wirklich zur Muskulatur des Pferdes und zum Reiter passt. „Wenn ich sehe, dass ein Pferd zu viele Verspannungen hat oder schief läuft, muss es erst zum Tierarzt und wieder gesund werden, bevor ich einen Sattel machen kann. Der Pferderücken ist nicht zum Reiten gedacht, er muss dafür trainiert werden. Wenn der Sattel nicht richtig sitzt, der Schwerpunkt nicht zum Rücken passt oder der Sattel auf den Nieren- oder Lendenbereich aufliegt, wird das Pferd irgendwann lahm und bekommt Probleme beim Laufen.“ Dazu kommt: „Ein Reiter, der verkrampft sitzt, tut sich selbst und dem Pferd auch nicht gut.“ Beides muss stimmen. Und dann erst kommen die Verzierungen dran. „Einige Reiter möchten ein Portrait von ihrem Pferd auf den Sattel punziert haben.“ Das macht den Sattel einzigartig.