Mülheim. . Bereits am Donnerstag reisten die ersten Festival-Besucher des “Ruhr Reggae Summer“ in Mülheim an und bauten ihre Zelte auf. Vier Tage lang verwandeln sich die Ruhrauen nun zur kleinen Karibik des Ruhrgebiets.

Bei Eva, Tine, Vivi und Nils hat’s gerade plöpp gemacht. Die vier Freunde stoßen mit dem ersten Bier dieses Festivals an. „Auf das Wochenende!“ Füße rauf, Sonnenbrille runter, nun kann der Ruhr Reggae Summer beginnen – drei Tage mit lässiger Musik, Wasserschlachten, Trödelmarkt und vor allem: Entspannung. Während über den Köpfen der Freunde Autofahrer hinter ihren Lenkern fluchen, weil es auf der Raffelbergbrücke nicht vorwärts geht, werden die Freunde immer ruhiger – Reggae statt Rush Hour. Am Donnerstag reisten bereits tausende Besucher an und schlugen zwischen Ruhr und Naturbad ihre Zelte auf. Vier Tage lang machen die Camper die Ruhrauen zur kleinen Karibik.

Unter der Raffelbergbrücke haben die Camper ihre Zelte in die Wiesen der Ruhrauen gepflockt. Ein ganzes Dörfchen ist dort entstanden. Mit bunten Zelten als Behausungen, Planschbecken als Seen und der Wiese als Spielplatz – Fußball, Boule, Happy Sack. Über allem weht Bob Marley, dessen Konterfei auf rot-gelb-grünen Flaggen prangt. Die Gemeinde besiedelt nun seit sechs Jahren regelmäßig die Ruhrauen am Stadion. Ihr Ritual ist der Reggae. „Man trifft sich hier jedes Jahr wieder“, sagen Daniel, Steffen und Daniel.

Die drei Jungs ziehen gerade an den Schnüren ihres Zeltes und hämmern Heringe in den Boden. Zum zweiten Mal sind die Wuppertaler auf dem Ruhr Reggae Summer. „Wegen der Atmosphäre und der Musik.“ Auf Ganjaman freuen sie sich besonders. Bis zu den Auftritten der Künstler sei aber erst einmal Baden und Ausspannen angesagt. „Das kann man in diesem Jahr besser“, meint Daniel (26). „Da der Fokus diesmal mehr auf Roots-Reggae liegt, hat man anderes Publikum.“ Namen wie Gentleman ziehen die Massen. Beres Hammond oder Johnny Osbourne locken die Zielgruppe: klassische Reggae-Fans. „Die sind ruhiger und chilliger.“

Sonnenschirme oder Regentänze

Ruhr Reggae Summer 2011

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Mit Klapptischen und Luftmatratzen unterm Arm suchen viele Besucher noch die Plätze im Zeltdorf. Mädels auf nackten Füßen ziehen Koffer hinter sich her und Männer in Shorts rumpeln mit Einkaufswagen voller Dosenbier über die Brücke bis hinunter zu den Kassen auf der Wiese. Dort filzen Ordner die Neuankömmlinge – Glasflaschen oder Grills müssen draußen bleiben. Andere haben ihr Lager bereits aufgebaut. Eva (21), Tine (20), Vivi (20) und Nils (22) läuten im karibischen Dorf den Festival-Feierabend ein. Mit kalten Getränken, Chips und Tüten-Terrine. „Eigentlich sind wir neun Leute“, verrät Tine. Daher also der Berg aus Dosenravioli, Cornflakes und Äpfeln? „150 Euro für drei Tage haben wir bezahlt– damit müssten wir hinkommen“, meint sie.

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„Grillen ist ja verboten“, weiß Nils. „Die Regeln kennen wir mittlerweile auswendig.“ Genau wie das Müllkonzept, mit dem der Veranstalter, U-Concert, verhindern möchte, dass die Camper das Naturschutzgebiet schmutzig machen. „Bisher hat das immer gut geklappt“, versichert Organisator Henning Schmalenbach. „Hinterher ist es sauberer als vorher, weil viele Müll einsammeln, der gar nicht von der Veranstaltung stammt.“ Eva, Tine und die anderen wollen „einfach nur die gute Stimmung genießen“, bevor der stressige Studentenalltag wieder losgeht. Und wenn’s regnen sollte? „Dann klappen wir unseren Pavillon herunter oder tanzen im Regen.“

Nachbarn beschweren sich nicht

Soweit sind Malte und Johannes noch nicht. Der 18- und der 19-Jährige hieven gerade Rucksäcke und Sixpacks voll Wasser aus dem Auto. „Es könnte mehr Abladezonen für die Camper geben“, finden die Dortmunder. Nur an drei Stellen gebe es die Möglichkeit dazu. Nun müssen sie Taschen und Proviant übers Gelände schleppen, vorbei am Kleingartenverein und dem Schwimmbad. „Das nehmen wir gerne in Kauf“, sagt Malte. „Wir sind schon zum vierten Mal hier und finden’s immer wieder super.“

Auf Ganjaman und Max Romeo freuen sie sich besonders. Im Gegensatz zu einer Dame, die gerade aus der Kleingartenanlage kommt und die dreadbelockten Camper beim Auspacken beobachtet. „Mir ist das Ganze ja viel zu laut“, sagt die Kleingärtnerin und fügt lachend hinzu: „Wenn es Schlager wäre, hätte ich mehr Freude daran.“ Beschweren möchte sich die freundliche Dame aber nicht. „Die drei Tage im Jahr halten wir den Lärm schon aus.“

Für alle anderen hat die Stadt wieder eine Info- und Beschwerde-Hotline eingerichtet: 455 31 03.