Mülheim.

Etwas ängstlich schaut der zehnjährige Florian auf die noch nicht brennende Fackel. „Jetzt geht’s los“, singen die anderen Jungs. Mutig entzündet er sie an der Kerze, führt sie mit einer schnellen Bewegung zum Mund und lässt die kleine Flamme verschwinden. Feuerschlucker sind fester Bestandteil jeder guten Zirkusvorstellung.

Auf eine solche Aufführung bereiten sich in dieser Woche insgesamt 100 Kinder im Alter von sechs bis zwölf Jahren vor. Denn bereits zum achten Mal veranstalten der Mülheimer Energiedienstleister „medl“ und das Amt für Kinder, Jugend und Schule den Mitmach-Zirkus an der Mintarder Straße. Dort bringen zwei hauptamtliche Mitarbeiter vom Zirkus „Zappzarap“ sowie 16 ehrenamtliche Helfer den Kindern die verschiedensten Zirkuskunststücke bei. Fehlen darf dabei nichts: Von Feuerspuckern über Fakire, Jongleure, Balancierer, Clowns bis hin zu Akrobaten sind alle bekannten Rollen vertreten.

Die Kinder proben eine Woche lang

Eine Woche lang proben die Kinder täglich zwischen 10 und 16 Uhr. Einmal am Tag findet eine interne Aufführung statt, damit der Zirkusnachwuchs sich an den Auftritt in der Manege gewöhnen kann. Am Samstag steht dann der große Tag an. Um elf und 14 Uhr finden zwei große Aufführungen statt.

Vor großer Kulisse präsentieren die Jungen und Mädchen ihren Freunden und Verwandten eine sehenswerte Vorstellung, in der traditionell eine Geschichte erzählt wird. In diesem Jahr steht alles unter dem Motto „Kino“. In der vierten Ferienwoche startet dann eine zweite Gruppe mit 100 weiteren Kids.

Zirkuswoche als Alternative zum Urlaub

Für alle berufstätigen Eltern ist der Mitmach-Zirkus eine willkommene Alternative. „Sechs Wochen lang kann niemand sein Kind bespaßen“, sagt Daniela Kreutzenstein von der „medl“. Für einige Kinder sei die Zirkuswoche auch eine Alternative zum Urlaub. Dies gilt gerade für Familien, die finanziell nicht so gut gestellt sind.

Die Achtjährige Emily aber freut sich schon auf ihren Urlaub in Holland, der in der zweiten Ferienhälfte ansteht. Sie gehört zu der Gruppe, die in der Harbecke-Sporthalle das Jonglieren von Tellern übt. Außerdem freut sie sich auf ihren Auftritt als Clown. Obwohl gerade erst der zweite Tag der Zirkuswoche angebrochen ist, hat Emily schon viele neue Freunde gefunden. „Das geht hier bei den Kindern immer sehr schnell“, freut sich Carsten Scharwei vom Amt für Kinder, Jugend und Schule.

Rauf auf die Messer

Jonas ist acht Jahre alt und gehört zu den ganz mutigen in seiner Gruppe. Ohne Probleme legt sich der Junior mit freiem Oberkörper auf einen Block voller scharfer Schwerter. „Ach, das hat doch nicht wehgetan“, sagt er cool. Auch über einen Haufen Scherben läuft der Achtjährige mit sichtbarer Leichtigkeit.

Als es darum geht, sich mit dem Rücken auf die scharfen Messer zu legen, ist Jonas wieder der erste Kandidat. Doch zum ersten Mal zögert er. „Mit T-Shirt ist es doch angenehmer“. Gesagt, getan. Oberteil an und ‘rauf auf die Messer. „Ja, schon besser.“ Auch für den blonden Nachwuchs-Fakir ist der Zirkus nur ein Teil seines Sommerferienprogramms. Anschließend geht es mit der Familie noch nach Bayern.

Wer mitmachen will, sollte sich beeilen

Gegen halb eins wandert der komplette Tross zwei Häuser weiter, um beim Kahlenberger Hockey- und Tennisklub gemeinsam zu Mittag zu Essen. Die Verpflegung ist in den 50 Euro, die für eine Woche zu entrichten sind, bereits inbegriffen.

Wer sein Kind in den nächsten Jahren für den Mitmach-Zirkus anmelden möchte, sollte sich aber beeilen. „Viele Eltern sitzen bereits nervös vor dem PC, bevor die Anmeldung freigegeben wird“, erzählt Carsten Scharwei. In diesem Jahr war die Veranstaltung nach 45 Minuten ausgebucht. „Das ist vergleichsweise lange. Es war schon einmal nach knapp 20 Minuten voll.“

Für die Galavorstellungen am Samstag verkauft das Amt für Kinder, Jugend und Schule am Donnerstag vor dem Zirkuszelt an der Mintarder Straße jeweils 300 Karten zu je zwei Euro. Traditionell seien auch an der Abendkasse noch Tickets erhältlich. „Nicht nur Eltern und Verwandte der Kinder sind herzlich willkommen, sondern auch alle anderen Interessierten. Zum Beispiel diejenigen, die ihr Kind vielleicht im nächsten Jahr anmelden möchten“, sagt Carsten Scharwei.