Mülheim. .
Tut es weh, sich mit nackten Füßen auf Glasscherben zu stellen? Quatsch, kein bisschen, versichert Linnert Hoffmeyer. Aber er ist auch einer, der sich zum Entspannen gerne mal eine halbe Stunde auf ein Nagelbrett legt und das „total gemütlich“ findet. . .
Der Mitarbeiter des Zirkus’ „Zapp Zarap“ ist also keine sichere Informationsquelle. Dennoch: Ohne lange zu zögern, steigt Antonia barfuß auf die Scherben, lacht und wackelt mit den Zehen auf dem Glas. „Tut gar nicht weh“, versichert nun auch die Sechsjährige und beweist, dass sie das Zeug zum Fakir hat. Damit hat der Medl-Mitmachzirkus schon mal eine Nummer sicher.
Innerhalb von 20 Minuten ausverkauft
Es ist das siebte Mal, dass Schüler in den Sommerferien Zirkus machen. Das Amt für Kinder, Jugend und Schule bereitet in Saarn die Manege, finanziell unterstützt von der Medl, damit Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren zu Artisten, Clowns und Feuerschluckern werden können.
Und das möchten viele. 200 Plätze gab es für das Projekt im Rahmen der Ferienspiele, 100 in dieser und 100 in der kommenden Woche. „Innerhalb von 20 Minuten waren beide Wochen ausverkauft“, sagt Carsten Scharwei vom Amt für Kinder, Jugend und Schule. Die Aktion sei alljährlich „das Sahnestück“ im Ferienangebot der Stadt. Damit spricht Scharwei für Kinder und Betreuer gleichermaßen; denn auch die im Vorfeld speziell geschulten Helfer reißen sich um die freien Plätze. Doch der Medl-Mitmachzirkus steht auch bei den Eltern hoch im Kurs, so Carsten Scharwei, denn: „Es ist das einzige Angebot, das bis 16 Uhr geht.“ Besonders Berufstätige wüssten dies zu schätzen.
"Zirkus macht auch Spaß"
Von montags bis freitags studierten die Jungen und Mädchen ihre Nummern gemeinsam mit den 15 ehrenamtlichen Helfern und zwei Profis vom Zirkus „Zapp Zarap“ ein, samstags folgen je zwei große Auftritte.
Dass die sich werden sehen lassen können, ist bereits Dienstagmorgen klar. Im blau-roten Zirkuszelt und in der benachbarten Harbecke Sporthalle trainieren die Kinder – und das mit großem Ehrgeiz. Wer Zirkus machen möchte, muss eben konzentriert bei der Sache sein. Rechts im Zelt balanciert die siebenjährige Alexandra in etwa einem Meter Höhe über ein Drahtseil, links werden die neunjährige Antonia und die achtjährige Marie zu Fakiren – und im Rund der Manege baumelt ein Trapez. Auf der schmalen Stange steht Benedict, und gerade klettert der sechsjährige Torben auf die Schultern des Achtjährigen. Die anderen Kinder schauen gebannt zu, wie die Jungs in luftiger Höhe, auf schaukelndem Untergrund herumturnen. Sonst spielen beide Fußball, aber: „Zirkus macht auch Spaß.“
Lampenfieber lässt sich nicht vermeiden
Nebenan in der Harbecke Halle machen die Feuerschlucker „Trockenübungen“ und lassen den Stab, der sonst an den Enden in Flammen steht, vor ihrem Körper und über dem Kopf kreisen. Das richtige Drehmoment will gelernt sein. „Die Arme“, erklärt Linnert Hoffmeyer, „müssen immer gestreckt sein.“ Später am Nachmittag geht die Fackeltruppe in die Manege und arbeitet dort erstmals mit Feuer. So, sagt der Zapp-Zarap-Profi, gewöhnen sich die Kinder an die Manege, an das Licht, an die Zuschauer. Gewöhnung muss sein, damit Samstag niemand vor Angst unter den vielen Augen gefriert. Panik soll keiner haben, Lampenfieber jedoch lässt sich nicht vermeiden. „Adrenalin und Aufregung kommen sowieso. Das muss auch“, so Linnert Hoffmeyer. Und da scheint er eine sichere Informationsquelle zu sein.